Wie kann ich mit Menschen kommunizieren, die meine Sprache nicht beherrschen?


Ihr Lieben, ich bin weit weg und kümmere mich noch etwas um meine Gesundheit. Viele von euch empfangen gerade Menschen aus Kriegsgebieten und leisten Heldenarbeit.
Ein Riesendank und ganz viel Anerkennung dafür!

Genauso wie an alle, die spenden, sammeln, zu den Grenzen mit Gütern fahren oder sich auch anders einsetzen!

Für diejenigen, die im direkten Kontakt mit Menschen aus der Ukraine sind, die nicht fließend Englisch oder Deutsch können, vor allem, wenn ihr sie vielleicht bei euch zu Hause beherbergt oder mit ihnen etwas unternehmt… hier einige Ideen und Tipps zur Verständigung mit meinem Immersionshintergrund. Ihr wisst ja, ich bin bilingual (rumänisch und französisch) aufgewachsen, kam mit 15 nach Deutschland mit null Deutsch-Sprachkenntnissen, habe bilinguale Schulen aufgebaut und zusammen mit meinem Kooperationspartner Novakid trommle ich weiter für einen spielerischen und unverkrampften Umgang mit Sprachen.

Ja, Sprachen. Keine FREMD-Sprachen. 

Also:

Wie kann ich mit Menschen kommunizieren, die meine Sprache nicht beherrschen?

(Und ich ihre auch nicht 😂 ist ja klar)

1. Freundlich in meiner eigenen Sprache reden –  oder in einer anderen Sprache, in der sie wenigstens etwas verstehen

Kommunikation besteht nicht nur aus Worten und Syntax, sondern aus Gestik, Mimik, Körpersprache. Bleibt nicht stumm, redet einfach weiter. Lächelt. Gestikuliert. Wenn ihr ein Vorbild braucht: Denkt an italienische Wirte im Restaurant: „Buona sera, signorina, come stai…. etc!“. Sie plappern munter weiter und… ecco!… die Verständigung klappt: Mit Händen und Füßen, zeigen auf die Speisekarte, bissl Englisch, bissl gebrochenes Deutsch, bissl Erinnerung an Lateinunterricht. Hauptsache offen und freundlich statt stumm und sprachlos.

Kleiner Tipp: Bitte nicht schreien. Das ist so ein Reflex, der tut aber nicht gut, auch eurem Hals nicht. Die Leute sind nicht schwerhörig.

Übrigens, die Kinder gehen da sehr unkompliziert ran. Meine ersten Deutschkenntnisse habe ich den Kindern meiner Schwester zu verdanken, damals 3 und 5, die einfach ungezwungen mit mir geredet haben.

2. Übersetzungstools nutzen – Aufschreiben und Übersetzen lassen

Ich liebe im Schriftlichen Deepl.com. Google Translate hat auch eine klasse Audio-Funktion:

Es macht mega Spaß auch mal zu versuchen, die Worte und Sätze nachzusprechen. Und wenn  es euch mal nach Ulken ist: Mal einfach zufällige Buchstaben aneinanderreihen und sie in den verschiedenen Sprachen anhören. Großartig – und nicht ohne pädagogischen Nebeneffekt: Die Sprachmelodie kommt rüber.

À propos Melodie:

3. Singen

Sucht Lieder, die alle kennen (z.B. Hits der Beatles) oder die es in beiden oder mehreren Sprachen gibt. „Oh Tannenbaum“ ist international, genauso wie „Bruder Jakob“. Auch „Fuchs du hast die Gans gestohlen“ kenne ich in unterschiedlichen Sprachen… Beim gemeinsamen Singen lernen alle einige Worte aus der Sprache des anderen!

4. Zeichnen

Stift und Papier dabei? Seid ihr Pictionary-Meister? Dann ran an die Stifte! Zeichnet Gegenstände, Aktionen, Dinge und vergesst nicht: Auch Farben transportieren viel.

Auch, wenn die Verständigung nicht immer sicher ist… es macht Spaß und verbindet. Kleine Anekdote am Rande, vor Jahren wollte ich in Griechenland in einem Straßencafé Milch in meinen Kaffee haben. Alle Versuche mit „Milch-Milk-Lait-Latte-Leche-Lapte“ brachten die Bedienung nur dazu, verständnislos die Augen aufzureißen. Meine grandiose Idee schließlich, eine Kuh mit einem Euter und einige Tropfen Milch auf einem Zettel zu zeichnen, schien die Lösung gebracht zu haben. Sie freute sich, sagte „Aha!“ und lief in die Küche… 1o Minuten später brachte sie mir: Ein Steak.

5. Eine Zeigetafel oder Kommunikationskarten

Ganz bekannt ist das „Langenscheidt OhneWörterBuch: 650 Zeigebilder für Weltenbummler“ (Mini-Werbung da Affiliate-Link). Es gibt aber auch Kommunikationskarten, z.B. für Therapeuten. Oder als Hilfestellung für Autisten.

Ihr könnt auch ganz DIYmäßig eine gemeinsamen Collage-Aktion machen: Aus alten Zeitschriften Bilder von ganz unterschiedlichen Dingen ausschneiden, sie sinnvoll gruppieren und auf Karten oder Plakaten anbringen.

6. Post-its überall

Beschriftet den Wohn- oder Aufenthaltsraum mit kleinen Post-Its mit den Namen der Dinge – in beiden Sprachen!

7. Spiele

Von Bewegungsspielen (Verstecken? Räuber und Gendarmen? Oder kennt ihr noch Gummitwist?) bis hin zu Gesellschaftsspielen wie Mensch Ärgere Dich Nicht oder Mau-Mau ist eine breite Palette vorhanden, die ihr gemeinsam erkunden könnt. Die Regeln lassen sich spielend vermitteln…

Es gibt bestimmt noch mehr Tipps, Erfahrungen und vielleicht auch schöne emotionale Geschichten zum Thema „mit Menschen kommunizieren, die meine Sprache nicht beherrschen“.

Erzählt sie mir bitte!

Liebe Grüße,

Béa

P.S. Ich habe an Ärzte ohne Grenzen gespendet, weil die unglaublich mutig genau das tun, wofür meine Courage, meine Gesundheit und meine Expertise nicht ausreicht.

Béa Beste
About me

Schulgründerin, Mutter, ewiges Kind. Glaubt, dass Kreativität die wichtigsten Fähigkeit des 21. Jahrhunderts ist und setzt sich für mehr Heiterkeit beim Lernen, Leben und Erziehen ein. Liebt Kochen, reisen und DIY und ist immer stets dabei, irgendeine verrückte Idee auszuprobieren, meist mit Kindern zusammen.

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1 Kommentare

Doris
Antworten 11. März 2022

Hallo, bitte unbedingt bei Metacom nachschauen. Im kostenlosen Downloadbereich gibt es Übersetzungshilfen mit Symbolen speziell für die Flüchtlingshilfe.
https://www.metacom-symbole.de/downloads/download_fremdsprachen.html
Tolle Sache, bitte die Info weitergeben!
Danke

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