Wie wäre es mit einer guten Portion Eltern-Egoismus aka Selbstfürsorge – gerade jetzt?


Wie egoistisch darf ein:e Erziehungsberechtigte:r sein? Das ist eine Frage, die ich mir in den vergangenen Monaten nur zu oft gestellt habe. Und da ich nicht für alle reden kann, reflektiere ich neu:

Wie egoistisch darf ich als Erziehungsberechtigte sein?

Natürlich schaue ich auf andere, wenn ich mich das frage. Ich bin Teil aller Menschen, die gerade jetzt in dieser Zeit zufällig auf diesem Planeten sind und Kinder großziehen. Und stelle fest: Wir alle sitzen im gleichen Boot – hier Homeschooling, evtl. auch Homekitaing, dort Homeoffice, auf jeden Fall auch Haushalt (bestenfalls zusammen), irgendwo sind wir Eltern und vor allem Einzelpersonen! Ich empfinde jetzt ein „Wir“, daher schreibe ich weiter von „Wir“ – wer sich nicht gemeint fühlt, darf sich gern rausnehmen.

Also: Der Tag hat ja eigentlich 24 Stunden – also haben wir noch die Nacht für unsere persönlichen Bedürfnisse… OK – der Witz war eigentlich schlecht – aber doch irgendwie auch passend für uns alle.

Unsere Familie steht für uns an erster Stelle. Wenn es einem Kind nicht gut geht, lassen wir alles stehen und liegen. Werfen Pläne um – agieren nur noch.

Das machen wir nun seit Monaten. Hier hat sich ein Blatt im Drucker verfangen, dort hat sich eine grüne Perle in das Kästchen der pinken verirrt oder mit einem Mal ist der Rechner aus dem WLAN rausgeflogen.

Wir versuchen es allen recht zu machen. Wir opfern uns auf, versuchen überall relativ gut zu performen. An vielen Fronten hat man Verständnis, dass mal irgendwas etwas länger dauert, dass im Hintergrund auch mal Kinder zu hören sind etc.

Wie lange halten wir das noch durch?

KÖNNTEN und SOLLTEN Eltern wieder viel egoistischer werden?

Ich bin in den vergangenen Wochen mehr und mehr zu dem Schluss gekommen, dass „wir Eltern“ gerade in der aktuellen Zeit viel egoistischer sein dürfen. Dass wir zurück zu uns kehren müssen, unsere Wünsche wieder sehr hoch priorisieren müssen. Na gut, dass es mir guttut, dies zu tun… und wenn ich das mal hier so aufschreibe, vielleicht euch auch?

Mich selbst zu vernachlässigen macht mich nicht zu einer besseren Mutter – davon hat mich ein Beitrag in der New York Times überzeugt.

Dort ist die Rede von Mütter aus allen Gesellschaftschichten, die unter dem Gefühl zerbrechen, dass wenn sie sich Zeit für sich nehmen sie ihre Kinder vernachlässigen. Ihre Bildung torpedieren. Oder gar ihre Zukunft zerstören.

Vielleicht nehmt ihr ja aus den folgenden Beispielen ein paar Punkte für euch heraus:

Da gibt es den Slot z.B. morgens, bevor alle aus den Betten kriechen, vor dem gemeinsamen Frühstück, bevor die Videokonferenzen beginnen. Ungestört eine Morgensporteinheit einlegen, einen Kaffee trinken, Zeitung lesen. Morgensport kann man auch mit kleineren Kids machen – die eignen sich ganz wunderbar als Zusatzgewichte 😉

Oder während des Tages fällt evtl. ein Termin aus – schnell 30 Minuten raus, evtl. einen Podcast auf die Ohren oder nur Vogelgezwitscher.

Abends kann sich beim Bettbringen evtl. abgewechselt werden, sodass der andere Elter evtl. eine kleine Bewegung-Sport-Einheit einlegt.

Ihr wisst nun nicht, wo ihr beginnen sollt? Das habe ich nun für mich etabliert:

#1 – Ich bin mir wichtig! Ich bin darüber im Klaren, dass ich nur dann weiter funktionieren kann, wenn ich meine Grenzen kenne. Und einhalte.

#2 – Ich lerne STOPP zu sagen.

#3 – Ich nehme mir bewusst PAUSEN.

#4 – Ich kommuniziere meine WÜNSCHE klar mit der Familie.

#5 – Ich verschwende keine Zeit mit Nebensächlichkeiten wie zum Beispiel…. ?

#6 – Ich versuche, nicht zu lange zu überlegen – mache es SOFORT (z.B. Buch lesen, Kaffee trinken, Laufschuhe für eine schnelle Runde anziehen, Griff zum Telefon – wenn das für euch in die Kategorie Nebensächlichkeiten fällt… auch fein! Jeder hat seine Präferenzen!)

Was würdet ihr als allererstes tun, wenn ihr 15 Minuten Zeit hättet?

Und: Ist das Eltern-Egoismus oder Selbstfürsorge? Oder beides?

Und JA – die Zeiten sind verrückt und viele von uns Eltern sind ausgelaugt. Aber bitte: vergesst euch nicht! Seid euch wichtig!

Alles Liebe,
Eure Yvonne

mit

3x Homeschooling (Klasse 1 bis 8) in da House; Job, weitere Ausbildung; Haushalt; nett sein; Ehefrau sein; bewegungssüchtig – also auch das volle, verrückte Programm, bei Instagram bekommt ihr mehr mit von mir

Yvonne Petzke
About me

Berliner Mom of 3 * zert. PersonalTrainer * Laufcoach * Beckenbodenkursleiter (M/W) * * noch mehr Sport-/ BewegungsThemen und Persönliches über mich und mein Leben auch als UltraLäuferin findet ihr auf Instagram unter @yvonnepetzke

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