Aufräumen mit oder für Kindern – the never ending story…


Unsere unendliche Geschichte als Kind? Natürlich die von Michael Ende! Unsere unendliche Geschichte als Eltern: Das Aufräumen der Kinderzimmer und der Wäschekorb… Alles klar? Frau Papa wollte es genau wissen und hat mal ein Aufräumprotokoll für uns geschrieben. 

Übrigens, Frau Papa lebte zu dem Zeitpunkt mit Frau und vier Kindern in einer lustigen Patchwork-Familie.

Wer macht den Großteil der Arbeit? Frau Papa oder die Kinder? Ha?

Eigentlich darf ich nicht klagen, denn im Großen und Ganzen räumen unsere Kinder zwar ungern, aber regelmäßig auf. Als ich aber gestern meine Söhne zum Aufräumen ihres Zimmers aufforderte, weil es wegen Lego + Murmelbahn + Papierschnipsel unbetretbar wurde, beschwerte sich mein Mittlerer deutlich. Nicht, dass ich nicht mitgeholfen hätte, aber am Rand sei ja kaum was aufzuräumen und außerdem habe ich ja Anweisungen gegeben und den Großteil der Arbeit den Kindern überlassen. Ich nahm diese Beschwerde sehr ernst.

Also schrieb ich ihm auf, was ich an diesem, ganz normalen Tag so aufzuräumen hatte:

Es ist kurz nach 6 Uhr

Ich stehe in der Küche, die Kaffeemaschine gluckert vor sich hin. Mit halb geschlossenen Augen stelle ich die Filtertüten und den Kaffee zurück ins Regal. Meine Frau weckt die Kinder. Wir frühstücken, so gut es geht, gemeinsam. Die morgendliche Routine ist gut organisiert, es gibt keine großen Lücken im Zeitplan. Meine Tochter ist schon los zur Schule. In ihrem Zimmer entdecke ich einen Berg aus Kleidung, Schuhen und Zeitschriften. Keine Zeit, das jetzt genauer anzusehen: Die Jungs und mich anziehen und raus zum Bus. Es ist kalt und der Bus ist voll. Meine Söhne planen im Bus, am Nachmittag Lego zu spielen. Ich schmunzle stumm, denn im Zimmer ist noch die Murmelbahn von gestern aufgebaut.

Nachdem der Mittlere bei der Schule und der Kleinste beim Kindergarten angekommen ist, bringe ich die Einkäufe nach Hause. Die Meerschweinchen erkennen mich schon am Schlüsselrasseln und fiepen, bis sie gefüttert sind. Erst danach kann ich die Einkäufe wegräumen. Ich gieße mir noch einen Kaffee ein und dann räume ich den Frühstückstisch ab und das Geschirr in die Spülmaschine. Morgens kuscheln die Kinder sich auf der Couch in die weichen Decken ein – nun lege ich diese zusammen und richte die Kissen auf der Couch. Danach die Zimmer lüften, Bettdecken aufschütteln und Betten machen.

Inzwischen ist es etwa 10 Uhr

Die Spülmaschine brummt, die Waschmaschine noch nicht. Also sammle ich farblich passende Klamotten aus Wäschekörben und vom Fußboden im Zimmer meiner Tochter. Kurz darauf erklingt das fleißige Stimmchen der Waschmaschine und ich kann den Rechner anschalten. Am Tisch liegt die Post von gestern, der kleine Haufen, der zu 90% aus Werbematerial besteht, erinnert mich, dass ich das Altpapier runter bringen muss.

Bis kurz vor zwölf kann ich nun arbeiten, dann ist es Zeit, den kleinen vom Kindergarten zu holen. Wir kochen gemeinsam, er bemerkt, dass das Altpapier voll ist. Wir werden es nach dem Essen runter bringen. Erstmal den Tisch decken, das Essen genießen und dann den Tisch abräumen. Mir fällt der Wäscheberg im Zimmer meiner Tochter ein. Ich schreibe einen Zettel: „Zimmer aufräumen“ und klebe ihn an die Tür. Beim Ausräumen der Spülmaschine hilft der Kleinste mit, die Plastikteller und Besteck wegzuräumen.

Kurz nach Mittag

Die Wäsche aus der Maschine muss in den Trockner, aber davor muss die aus dem Trockner heraus. Irgendwann werde ich über die Unmengen von Wäsche, die in einer Familie in einer Woche anfällt, schreiben, aber erstmal einen Wäschekorb holen und den Trockner ausräumen, um ihn gleich darauf wieder anzuschalten. Die Küche ist einigermaßen sauber, nun ist der Meerschweinchenkäfig dran. Als wir vor einem Jahr die süßen Tierchen holten, gab es einen Putzplan. Jede Woche sollte ein Kind mithelfen, den Käfig sauber zu machen. Alle paar Wochen klappt das auch noch, aber gerade bin ich alleine und auch ein wenig froh darüber, denn keine kleinen Füße laufen durchs Zimmer und verteilen die Streu noch weiter. Der Käfig ist geputzt, nächster Schritt: Staubsaugen.

Der Kleinste steht plötzlich im Zimmer und erinnert mich ans Altpapier und verschwindet wieder in seinem Zimmer. Ich kann hören, dass er Lego auskippt. Es klingelt, meine Tochter kommt nach Hause. In der Schule war alles ganz okay und sie wäre verabredet, sagt sie, als ihr Blick auf den Zettel an der Zimmertür fällt. „Nicht dein Ernst, oder? Ich hab erst vorgestern aufgeräumt,“ reklamiert sie. Als sie die Türe öffnet, verstummt sie kurz. Ja, ich war auch beeindruckt, wie groß der Haufen in so kurzer Zeit geworden ist. Ich gehe ins Wohnzimmer, nehme mir den ersten der drei Wäschekörbe und beginne die Wäsche zusammen zu legen.

Die Zeit verrinnt: Es ist 15:15 Uhr

Meine Tochter kommt aus ihrem Zimmer. Sie will zu ihrer Freundin. Ich schaue kurz ins Zimmer, die Wäsche ist auf magische Weise verschwunden. „Den Rest mach ich morgen,“ verspricht sie auf halben Weg hinaus. Ich gebe mich damit zufrieden. Als sie hinaus geht, kommt der Mittlere von der Schule. Er erzählt mir von seinem Schultag, gibt mir die Pausenbrotsdose und stellt fest, dass er Hunger hat. Also stelle ich eine Schüssel mit Keksen auf den Tisch. Fünf Minuten später sind die Jungs satt und ich bemerke, dass ich vergessen habe, ihnen Teller hinzustellen. Also nochmal den Staubsauger holen, danach zurück zur Wäsche.

Ein ganz normaler Tag. Mama kommt von der Arbeit zurück, wirft im Vorbeigehen einen Blick ins Kinderzimmer. „Ich glaube, heute brauchen die Jungs Hilfe beim Aufräumen,“ sagt sie.

Ruhig las mein Sohn die Beschreibung des Tagesablaufs. Bei einigen Stellen lachte er. Als er fertig war, sah er mich an und sagte mit breitem Grinsen: „So viel ist das gar nicht – Viel weniger als ein ganzes Kinderzimmer!“

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Wie ist das bei euch, wenn es ums Thema Aufräumen geht?

P.S. Ich, Béa, kämpfe noch mit mir selbst

Béa Beste
About me

Schulgründerin, Mutter, ewiges Kind. Glaubt, dass Kreativität die wichtigsten Fähigkeit des 21. Jahrhunderts ist und setzt sich für mehr Heiterkeit beim Lernen, Leben und Erziehen ein. Liebt Kochen, reisen und DIY und ist immer stets dabei, irgendeine verrückte Idee auszuprobieren, meist mit Kindern zusammen.

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4 Kommentare

Isabella
Antworten 13. Dezember 2016

ich habe das mal für meinen Mann gemacht... und ein bisschen für die Kinder, aber die waren zu dem Zeitpunkt noch zu klein, zu erfassen, was das wirklich bedeutet:
meine Liste war eine Riesen-Aufzählung von mehr als 4 Seiten -- und beeindruckend... trotzdem: weniger wird es doch eher nicht: ich versuche mehr an meinem Mann zu deligieren.... seit wir das etwas strenger machen, entlastet mich das ein wenig ... Mein Mann übernimmt einige feste AufräumDinge am Tag, die sonst alle ich gemacht habe... --- DELEGIERT! -- es tut wirklich allen gut...

    Nina Jaros
    Antworten 15. Dezember 2016

    Deligieren hilft wirklich. So eine Liste führt einem ja auch selbst vor Augen, dass die vielen kleinen Dinge zusammen eien riesigen Berg von Arbeit ergeben.

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