Das Wort „Ausnahme“ wird aus dem kindlichen Gehirn sofort gelöscht und durch „Yeah, Mama hat`s erlaubt“ ersetzt


Nachdem ihr neulich den Beitrag „Schlaflos“ von  Tanja Erdmann von Authenta-Blog so gemocht hat, hat die Autorin (selbst Autistin) noch was zum Schmunzeln für geschrieben, was alle Menschen mit Kindern so gut nachvollziehen können… Lest und teilt <3!

„Aber warum nicht?“, fragt mich Bastian zum zweiten Mal.

Was habe ich da wieder angerichtet?

Dabei fing das doch gestern ganz normal an.

Besuch von gestern

Es klingelte an der Tür. Meine Schwester kam mit ihren beiden Kindern zu Besuch. Bastian (13) setzte sich sofort die Kopfhörer auf und die Kapuze oben drauf.

Die Gäste begrüßten ihn trotzdem.

Es wurde immer lauter im Zimmer. Kinder stritten um den Sessel, meine Schwester erzählte etwas bestimmt Interessantes, Lena bockte. Mein Großer hielt seinen Kakao mit beiden Händen fest und guckte bereits mit dem Tunnelblick. Alles wie immer.

„Also darf ich?“, fragte Bastian.
„Ehm, was?“, versuchte ich seine Worte aus dem Stimmengewusel herauszufiltern.
„Es ist so laut hier! Darf ich meinen Kakao in meinem Zimmer trinken?“, fragte Bastian irgendwo aus den Tiefen seiner Kapuze.
Ich versuchte mich zu konzentrieren. Das war schwierig. Sehr schwierig.

Ich hörte: „Und dann hatten wir eine elend lange Teamsitzung… Mama! Das ist mein Sessel! Der Robin soll runter! Ha-ha, mach ich nicht. Du, Baby! Ich bin kein Baby! Und als ich aus dem Laden kam, stellte ich fest, dass ich die Hefte vergessen hatte, stell dir das mal vor… Mama! Die hat mich gezwickt! Hab ich nicht! Hast du wohl! Mama? Mama! MAMA! Darf ich bitte in mein Zimmer?!!“

Bastian stand immer noch vor mir und wartete auf eine Antwort.

Ich hatte das dringende Bedürfnis, höflichst „RUHE!“ zu brüllen.

Befürchtete aber, dass meine Familie es als Einladung zum Mitmachen missverstehen könnte.
So ließ ich es bleiben, und bediente mich meines Selbsterhaltungstriebes, indem ich zu Bastian sagte: „OK, OK, als Ausnahme.“

Liebe Eltern, das Wort „Ausnahme“ wird aus dem kindlichen Gehirn sofort gelöscht und durch „Yeah, Mama hat`s erlaubt“ ersetzt. Sagt niemals, unter keinen Umständen, dieses Wort an alle Nachkommen unter 40.

Heute in der Küche
„Mama? Schläfst du?“, fragt mich Bastian mit der Tasse in der Hand.
„Nein. Alles gut.“
„Warum darf ich also nicht in meinem Zimmer Kakao trinken?“
„Weil es eine Ausnahme war“, erkläre ich.
„Aber gestern ging`s doch!“, beschwert sich Bastian.
„Also wenn DER darf, dann nehme ich mein Sandwich auch mit ins Zimmer!“, erklärt Robin (10) und holt sein Essen aus der Sandwichmaschine oder wie dieses lebensrettende Ding auch immer heißt.
„Ich will auch!“, ruft Lena (4) aufgeregt. Nimmt die 1-Liter-Saft-Flasche und kippt den gesamten Inhalt in ihre 50ml-Elsa-Tasse hinein.
„Stopp, halt“, sage ich noch ganz ruhig. „Ich habe nicht gesagt, dass DER das darf.“
Zu spät.
Alle drei Kinder wuseln mit ihren Tellern, Tassen, Kakao und anderen klebrigen Flüssigkeiten in der Küche herum.

„Kinder! Essen am Tisch. Und zwar an diesem“, versuche ich es mit einer klaren Ansage und zeige auf den Esszimmertisch.

„Ich trinke nie wieder Kakao!!“, verkündet Bastian und stapft wütend in sein Zimmer.

„Ey, Mann, voll blöd ist das“, sagt Robin und stellt den Teller ab. „Kein Hunger mehr“, sagt er und guckt grimmig zu mir.

„Voll blöd“, sagt auch Lena und stellt die Tasse mit Nachdruck auf den Tisch. Die letzten 50ml Apfelsaft gesellen sich zu der restlichen Pfütze auf dem klebrigen Parkett.

„Ich hab euch alle liiieb“, rufe ich laut in Haus.

Zwei Türen knallen laut, eine leise. Lena hat`s noch nicht so drauf mit den Türen.

„Ich glaub, ich mag den Kakao auch nicht mehr“, sage ich leise und hole Lappen und Eimer.

Autorin:

Autorin: Tanja Erdmann ist Autorin, Bloggerin und dreifache Mutter. Der älteste Sohn ist Asperger-Autist. Auf ihrem Authenta-Blog.de schreibt sie aus der Mutterperspektive und hilft anderen Müttern von Autisten, das nicht immer einfache Leben weniger ernst zu nehmen; sich selbst ein bisschen mehr zu lieben und dadurch für die Kinder stark zu sein.

 

Béa Beste
About me

Schulgründerin, Mutter, ewiges Kind. Glaubt, dass Kreativität die wichtigsten Fähigkeit des 21. Jahrhunderts ist und setzt sich für mehr Heiterkeit beim Lernen, Leben und Erziehen ein. Liebt Kochen, reisen und DIY und ist immer stets dabei, irgendeine verrückte Idee auszuprobieren, meist mit Kindern zusammen.

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