Frühzeitig Raum für (psychische) Gesundheit schaffen und Krankheiten nicht ausbrechen lassen: Prävention


Kennt ihr schon den Begriff Prävention? Ich habe ihn in den letzten Jahren kennen- und schätzen gelernt, und möchte euch hier genauer erklären, was darunter zu verstehen ist, und warum Prävention etwas ganz Wichtiges ist.

Kurz vorab: Ich bin weder Psychologin noch Psychiaterin und komme auch nicht aus der Medizin. Aber als „Erfahrungsexpertin“, wie ich es so schön nenne, sprich: ehemals Betroffene einer Essstörung, betreibe ich seit Jahren verschiedene Formen der Präventionsarbeit. Was  diese Arbeit beinhaltet, erkläre ich im Laufe des Beitrags!

Kennt ihr das, wenn es schwer ist, etwas zu beschreiben, das man weder sehen kann, noch überhaupt da ist?

So ging es mir lange mit der Prävention. Ich fand das Wort so abstrakt, weil ich mir lange nichts Richtiges darunter vorstellen konnte. Etwas vorbeugen, damit etwas gar nicht erst ausbricht. Klingt in der Theorie kompliziert, aber eigentlich ist es sehr leicht.

Wir alle waren schon mal krank, obwohl wir es hätten verhindern können. Bei Kälte ohne Jacke und Schal erausgehen, und sich eine Erkältung einfangen. Dann denken wir uns immer: „Hätte ich mal lieber so und so …“

Und das ist im Grunde die Prävention. Wir tun vorher schon etwas, um der Krankheit selbst vorzubeugen. Ziehen uns vorher schon warm an oder versorgen den Körper mit Vitaminen, damit er nicht krank wird.

Jetzt klingt es plötzlich nicht mehr so abstrakt, oder?

Das Bundesgesundheitsministerium fügt noch Folgendes hinzu:

Es gibt drei unterschiedliche Präventionen: Die Primäre, sekundäre und tertiäre Prävention.

Bei der primären geht es darum, die Entstehung der Krankheit zu verhindert, indem wir z.B. gar nicht erst anfangen zu rauchen, weil wir wissen, welche gesundheitliche Folgen es haben kann.

Bei der sekundären geht es darum, die Krankheit in einem frühen Stadium zu erkennen, und sie auch frühestmöglich zu behandeln.

Bei der tertiären Prävention geht es mehr um das danach – Krankheitsfolgen zu mildern, Rückfälle zu vermeiden, und dafür zu sorgen, dass es nicht schlimmer wird.

Soweit die Begriffe. Prävention dreht sich also sehr um das Vermeiden und Vorbeugen. Vorher warm anziehen, damit wir gar nicht erst krank werden.

Prävention bei psychischen Krankheiten

Ihr erinnert euch daran, dass ich anfangs sagte, dass ich den Begriff abstrakt finde, weil man Prävention nicht sehen kann. Sie ist nicht wie Medizin, die man runterschluckt – sie ist unsichtbar.

Genau wie psychische Krankheiten.

Nach zwei Jahren Pandemie wird es vermutlich niemanden mehr schockieren, wenn er oder sie von psychischen Beschwerden klagt. Das war natürlich schon vorher so, aber durch ihre mediale Präsenz reden wir im Allgemeinen viel häufiger über psychische Krankheiten. Und auch hier gibt es eine Form der Prävention

Die meisten Menschen suchen sich erst dann Hilfe, wenn es zu spät ist.

Eigentlich genau wie beim Schal. Wir verzichten vorher auf ihn, werden krank, und gehen erst dann zu Ärzt:innen. So auch bei psychischen Krankheiten. Meistens kündigen sie sich vorher schon an, aber wir machen trotzdem weiter, bis wir vollends zusammenbrechen. Und dann geht gar nichts mehr.

Aber warum tun wir das? Warum machen wir einfach weiter, bis es irgendwann gar nicht mehr geht?

Meine Theorie:

Wir erkennen den Ernst der Lage nicht früh genug.

Bei psychischen Krankheiten gibt es keine offene Wunde, und deshalb erkennen wir oft gar nicht, wie tief bereits die seelische Wunde ist. Und deshalb versuchen wir durchzuhalten. Einfach weitermachen und hoffen, dass es besser wird. Aber das ist falsch. Genau wie bei Kälte ohne Schal rauszugehen.

Und deshalb die Prävention.

Die primäre Prävention will das „Problem“ von Anfang an vermeiden oder notfalls im Keim ersticken, bevor es überhaupt ausbricht, also einen Schal anziehen, damit einem nicht kalt wird. Bei psychischen Krankheiten funktioniert das folgendermaßen:

Prävention – Aufklärung

Da es keine Schals für die Seele gibt, muss die Prävention mit Worten funktionieren, die uns vorher aufklären und warnen.

Hier ein paar Beispiele:

Zu viel Stress hat körperliche und seelische Folgen, deshalb ist es wichtig, seine Grenzen zu beachten.

Social Media hat einen Einfluss auf unser Körper- und Selbstbild, und verstärkt den Vergleichsdruck.

Essstörungen sind keine Diät und kein „Trend“, sondern lebensgefährlich.

Das große Problem: Wir nehmen diese „Sprüche“ oft nicht ernst genug.

Dabei sind das keine bloßen  Sprüche. Es sind Hinweise darauf, was passieren kann, und wie wichtig es ist, es gar nicht erst dazu kommen zu lassen. Wir beugen dem Problem vor, und lassen es gar nicht erst dazu kommen.

Prävention – Vorbeugen

Letztendlich ist Prävention in der Praxis das Vorbeugen! Sprich: Die Dinge vermeiden/reduzieren, die das „Leid“ erst auslösen oder verschlimmern. Je geringer das Risiko, desto geringer der Ausbruch einer Erkrankung.

Kritik an der Prävention: Kann sie dem Problem wirklich vorbeugen?

Ich habe mich neulich mit einer Person unterhalten, die der Prävention eher kritisch gegenübersteht. Ihre Meinung war, dass jeder Mensch anders ist, und man nie wissen könne, ob die Krankheit trotz Vorbeugung nicht trotzdem ausbricht. Und sie hat recht. Prävention ist keine Garantie. Wir können versuchen, uns zu schützen, und letztendlich doch erkranken.

Aaaber: Ich sehe das wie beim Rauchen. Durch die Prävention weiß ich, wie gesundheitsgefährdend das Rauchen ist, und fange deshalb gar nicht erst damit an. Klar kenne ich Leute, die rauchen und trotzdem sportlich, gesund und glücklich sind, aber ich möchte die möglichen Folgen trotzdem nicht riskieren.

Ich finde Prävention total wichtig, weil wir dadurch die Chance haben, das Problem schon vorher im Keim zu ersticken.

Ob wir das Problem wirklich verhindern können, wissen wir natürlich nicht, aber selbst wenn können wir uns dann zumindest an die sekundäre Prävention wenden, indem wir die Krankheit schon im frühen Stadium feststellen und behandeln.

Was sind eure Gedanken zur Prävention? Wie vertraut wart ihr mit dem Begriff? Findet ihr Vorbeugung, bevor das Problem entsteht, auch sinnvoll?

Hier noch ein ganz toller Beitrag zur Gewaltprävention:

„Gute Aufklärung ist immer auch Gewaltprävention“ – Interview mit Jorinde Wiese

Liebe Grüße
Mounia

Mounia
About me

Ich - 25 Jahre alt, Studentin, Kinderanimateurin, begeisterte Hobbyköchin und abenteuerlustig! Meine absolute Leidenschaft ist das Schreiben und Festhalten von Momenten.

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