Erste Liebe – Wolke 7 oder Bruchlandung? Gastbeitrag von Sandra und Christin Paul – Teil 4


Wenn es eines gibt, dass das Leben für immer prägt, dann ist es die erste Liebe. Allerdings ist die Grenze zwischen Wolke 7 und Bruchlandung sehr, sehr dünn. Cally Stronk und Constanze von Kitzing haben das Erfolgsbuch „Unheimlich peinlich“ rausgebracht, in dem auch die erste bittersüße Liebe nicht zu kurz kommt.

Auch in diesem Pubertätsspecial kommen die beiden Expertinnen Sandra und Christin Paul von der Paul und Paula Akademie zu Wort:

Erinnern Sie sich noch an Ihre erste Liebe?

Als alles noch so neu und aufregend war, als es die schwierigste Sache der Welt war, dem/der Geliebten einen Zettel zuzustecken, auf dem die Frage aller Fragen stand: „Willst du mit mir gehen?“

Die erste Liebe ist oftmals jemand aus der eigenen Schule, ein Klassenkamerad etwa oder jemand aus der Parallelklasse, aus der Schul-AG, dem Schulverein etc. So auch bei Ruby, der Hauptfigur aus Cally Stronks neuem Kinder- und Jugendbuch „Unheimlich peinlich“. Ruby verliebt sich aber nicht nur in Ben, sondern durchlebt auch sonst typische Probleme während der (Vor-)Pubertät.

Das, was in „Unheimlich peinlich“ an Phänomenen diesen Lebensabschnitts aufgegriffen wird, kommentieren und erklären wir, Sandra und Christin Paul aus der Paul & Paula Akademie, in mehreren Blogbeiträgen für Sie. Als gelernte Erzieherinnen, Seminarleiterinnen und Mutter und Tochter wissen wir nur allzu gut um die Probleme für Eltern und Kinder während der Pubertät.

Widmen wir uns also der ersten Liebe.

Für Erwachsene ist es schon schwer genug, jemanden zu finden, der einen akzeptiert, wie man ist, der zu einem passt und halbwegs die Grundkriterien erfüllt, die man an einen potenziellen Partner stellt.

Jugendliche hingegen haben keinerlei Erfahrungen mit der Materie, wenn sie sich das erste Mal auf das Abenteuer „erste Liebe“ einlassen.

Zwar wurden noch keine Enttäuschungen diesbezüglich erlebt, dafür hat man in der Phase selbst ganz schön viele Baustellen und nicht das größte Selbstbewusstsein. Wenn man unerfahren an das Ganze rangeht, ist man natürlich zusätzlich schüchtern und vorsichtig. Wie was idealerweise ablaufen kann, weiß man zwar aus der neuesten Netflix-Serie oder dem aktuellen Kinofilm, aber irgendwie sind die Hauptfiguren da auch alle viel cooler, schöner, haben reine Haut, volles Haar und eine perfekte Silhouette. Klar, dass die das nicht so schwer haben! Sie als Eltern sehen Entwicklungen in diese Richtung vermutlich nicht allzu entspannt.

Denken Sie auch, dass Ihr Sohn oder Ihre Tochter noch viel zu jung für einen Freund/eine Freundin ist? Und fragen Sie sich, ob das wirklich der passende Umgang für Ihr Kind ist? Nicht, dass er/sie Ihr Kind noch zu Sachen überredet, die es sonst niemals gemacht hätte.

Natürlich sind Sie besorgt, immerhin haben Sie damals auch sehr schmerzhafte Erfahrungen machen müssen.

Am liebsten wollen Sie diese Ihrem Sprössling nach Möglichkeit ersparen. Doch an der Stelle sei schon mal gesagt: Das klappt eh nicht.

Zurecht machen Jugendliche so oder so ihre eigenen Erfahrungen, inklusive Enttäuschungen, Kummer und Herzschmerz, den nun mal jeder irgendwann durchleben muss.

Typischerweise wollen Jugendliche in den seltensten Fällen mit ihren Eltern über „unheimlich peinliche“ Dinge wie Verhütung und Co. sprechen – dennoch sollten Sie einmal kurz nachfragen, ob es diesbezüglich noch Fragen gibt. An der Stelle greifen übrigens Ihre präventiven Maßnahmen, die Sie hoffentlich getroffen haben, als Ihr Kind noch etwas jünger war. Aufklärungsarbeit sollte niemals allein der Schule und der Bravo überlassen werden.

Wird von klein an offen über sexuelle Themen gesprochen, dann wird es auch später etwas entspannter zwischen Ihnen und Ihrem Kind und es wird sich bei Fragen eher an Sie wenden.

Was Sie vermeiden sollten, und zwar in jedem Alter: das Totschweigen und Hoffen, dass es schon irgendwie gutgehen wird.

Dass Töchter mit ihren Müttern offener über Liebesdinge reden als Jungs mit ihren Eltern, stimmt oftmals, aber nicht immer. Es ist genauso normal, wenn sich die Tochter vorerst gar nicht äußern möchte – zumindest nicht mehr, als sie muss. Als Eltern sollten Sie zwar die Privatsphäre Ihres Kindes achten, aber dennoch die groben „Eckdaten“ kennen. Kommunizieren Sie das auch ruhig Ihrem Kind gegenüber:

„Wir verstehen, dass es dir vielleicht unangenehm ist, über deinen ersten Freund/deine erste Freundin mit uns zu sprechen, wir werden dich auch nicht weiter mit Fragen bedrängen, wenn du nichts dazu sagen möchtest. Aber bitte sei ehrlich zu uns und sage uns, wenn du dich mit ihm/ihr triffst und falls du etwas brauchst oder Fragen hast. Du brauchst keine Ausreden zu erfinden oder dich zu schämen, es ist eine sehr schöne Erfahrung, verliebt zu sein.“

Wenn Sie Ihrem Kind zeigen, dass Sie seine Privatsphäre achten und dennoch stets ansprechbar sind, ist die Wahrscheinlichkeit gar nicht mal so klein, dass Ihr Sohn oder Ihre Tochter Sie durchaus ab und an zu Rate ziehen wird.

Wenn es passt, können Sie auch im Alltag kleine Fragen einstreuen: „Ist Paulina heute Abend dann auch dabei?“ / „Wann hat Tom eigentlich Geburtstag, wirst du ihm was Kleines schenken?“ / „Hast du seine/ihre Eltern eigentlich schon kennengelernt? Wie sind die so?“ etc.

Je nachdem, wie alt Ihr Kind ist, ist es dennoch sinnvoll, bestimmte Dinge abzusprechen oder vorab zu regeln. Darf Ihr Kind bei ihm/ihr schlafen und andersherum? Wenn nein, wieso und wann könnte sich das ändern? Ist es für Sie wichtig, dass vorerst die Tür des Kinderzimmers offen bleibt bei Besuch und wenn ja: Was sind Ihre Bedenken und wann könnten Sie sich vorstellen, diese vielleicht abzulegen?

Wichtig ist, dass Sie Ihr Kind mit an den Tisch holen und gemeinsam Regeln festlegen und besprechen – und begründen.

Auch wenn Ihr Kind Phrasen wie: „Ich brauche die Tür nicht auf zu haben, da passiert doch eh nichts!“ bringen wird, weiß es im Anschluss an das Gespräch, wieso Sie trotzdem darauf bestehen, dass die Tür vorerst offen bleibt.

Machen Sie Ihrem Kind klar:

„Wir haben die Verantwortung für dich und wir wollen, dass es dir gut geht. Wir akzeptieren und freuen uns für dich, wenn du einen Freund/eine Freundin hast, aber du/ihr bist/seid erst … Jahre alt und deshalb ist es uns wichtig, dass ihr es ganz langsam angehen lasst und wir uns keine Sorgen zu machen brauchen. Wenn ihr länger zusammen bleibt und beide noch älter werdet, ist das natürlich was anderes und wir werden unsere Regeln Stück für Stück ein bisschen lockern, aber für den Anfang möchten wir es gerne so handhaben.“

Sich das erste Mal zu verlieben, irgendwann den ersten Freund zu haben oder die erste Freundin, ist ein großer Schritt – für Sie und für Ihr Kind. Seien Sie also da und ansprechbar für Ihr Kind, aber geben Sie ihm auch den Freiraum, den es zum Wachsen braucht und freuen Sie sich einfach für Ihren Sprössling.

Liebe Grüße

Sandra und Christin Paul

Zu den Autorinnen:

Cally Stronk ist Autorin. Sie wollte schon immer mal eine Geschichte schreiben, die auf einem Friedhof spielt. Denn sie hat in ihrer Jugend (fast direkt) neben einem Friedhof gewohnt. Ganz zufälligerweise hat Cally auch einen kleinen und einen großen Bruder, ansonsten ist die Geschichte aber auf jeden Fall komplett ausgedacht 😉 Ähnlichkeiten mit lebenden Personen sind rein zufällig, alles andere wäre doch unheimlich peinlich!

Constanze von Kitzing ist Illustratorin. Sie musste als Kind immer in der Dämmerung über den Friedhof gehen, um vom Bauernhof Milch zu holen. Deshalb hat sie jetzt vor nichts und niemandem mehr Angst. Na gut, außer vor Spinnen, Dunkelheit, zu schnellen Autos, davor dass das Essen anbrennt, dem Klimawandel und vor schlechten Rezensionen.

Zur Transparenz, wie immer:
* = affiliate Links – sonst bekomme ich kein Geld, dass ich das blogge… aber der Content für euch ist auch geschenkt. 

Und hier sind die anderen Teile unseres Pubertätsspecials:

Eltern – vom Vorbild zum (unheimlich) peinlichen Anhang  – Gastbeitrag von Sandra und Christin Paul

Clique – beste Freunde oder beste Feinde? Gastbeitrag von Sandra und Christin Paul – Teil 2

Mobbing – dem Teufelskreis entkommen – Gastbeitrag von Sandra und Christin Paul – Teil 3

 

Mounia
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Ich - 25 Jahre alt, Studentin, Kinderanimateurin, begeisterte Hobbyköchin und abenteuerlustig! Meine absolute Leidenschaft ist das Schreiben und Festhalten von Momenten.

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