„Ich werde es ganz anders machen als meine Mutter!“- Warum der Schuss nach hinten losging und ich Konsequenz lernen musste


Unsere Eltern sind auch unsere Lehrer fürs Elternsein. Gute, oder schlechte… Habt ihr euch schon mal gefragt, ob ihr alles so macht wie sie? Oder das Gegenteil? Und was ist gut für die Kinder? Konsequenz? Oder Nachgiebigkeit? Und endet das nicht damit, dass uns die Kids auf der Nase herumtanzen?

Hier kommt ein wunderbar reflektierter Blogpost von einer Gastautorin

Mein Elternhaus habe ich als sehr streng und unnachgiebig empfunden. Die Erziehung meiner Eltern war geprägt von „hartem Durchgreifen und Strafen“. Ich kann mich noch gut erinnern, wie viel Angst ich manchmal vor der Reaktion meiner Mutter hatte und natürlich auch vor den Strafen.

Selbst eine 3 in der Klassenarbeit war ein Grund für Bestrafungen.

Schläge waren zwar nicht an der Tagesordnung, aber wenn sie dann kamen, saßen sie richtig, seelisch und körperlich. Ich habe mich nicht besonders geliebt und geborgen gefühlt in meiner Kindheit und hatte immer das Gefühl, um Liebe kämpfen zu müssen. Für Zuneigung irgendwie funktionieren müssen, das prägt mich bis heute.

Als ich dann Mutter wurde, habe ich mir geschworen:
„Ich werde es ganz anders machen als meine Mutter!“

Leider wurde aus diesem „ganz anders“ auch nicht das Beste für meine Kinder. Ich bin eine Glucke und habe meine Kinder in Watte gepackt! Zu behütend, zu nachgiebig, zu, zu, zu…

Meine Welt kreiste um meine Kinder, sie waren das Zentrum meiner Aufmerksamkeit. Ich habe meinen Kindern den Hintern nachgetragen, sie mit Liebe überschüttet und ja:

Ich war sehr inkonsequent in meiner Erziehung!

Das Ergebnis: Teilweise wurden meine Kinder respektlos mir gegenüber und etwas unselbständiger, als ihre Altersgenossen.
Ich weiß, meine Kinder lieben mich über alles und zeigen mir das auch aber sie wissen sehr genau, wo sie bei Mama ansetzen müssen. Und das darf nicht sein.
Ich habe mir sehr lange eingeredet, so was ist normal. Aber leider habe ich mit meinem

„Ich will das Gegenteil der Erziehung meiner Mutter“

das

„Ich erreiche mit der inkonsequenten, zu liebevollen Erziehung meiner Kinder“

Gegenteil erreicht.

Zu liebevoll? Ja!
Das Wort „NEIN“ haben meine Kinder zu selten von mir gehört. Konsequenz? Fehlanzeige.

Häufig waren auch Botschaften wie „NEIN“ und dann „JA“.

Darf ich länger aufbleiben, Mama?“
„Nein, das wird zu spät!“
„Aber Mama….“(hier beliebige Kinderargumente einsetzen, mit Kulleraugen und Tränchen untermauert und das wiederholt)
„Ja gut, ausnahmsweise!“

Das ist nur ein Beispiel von vielen. Fakt ist: Ich konnte meine Kinder nicht weinen sehen. Ich wollte es meinen Kindern angenehm machen und habe nachgegeben, wieder und wieder und das in allen Bereichen.

Tja. Heute weiß ich: Konsequenz ist wichtig und richtig und zeigt auch Liebe!

Denn nur durch Konsequenz lernen Kinder Regeln zu befolgen, nicht im Chaos zu leben.

Es ist wichtig, einfühlsam auf die Bedürfnisse meiner Kinder einzugehen… aber nicht jeden Wunsch von den Augen abzulesen und BEVOR er auch nur ausgesprochen wurde, umzusetzen. Auch zu viel Liebe kann Kinder in ihrer Entwicklung bremsen, sie unselbständig werden lassen. Überbehüten, so gut es von mir gemeint war, hat meinen Kindern nicht unbedingt geholfen. Vor allem hat es auch dem Verhältnis zwischen mir und den Kindern nicht gut getan. Respektieren können Kinder ja nur Mütter, die konsequent sind. Meine Kinder haben leider auch gelernt mich zu manipulieren und so ihren Willen erfüllt zu sehen.

Ob meine Einsicht zu spät kam, weiß ich nicht. Aber auch das Mutter sein, ist wie das ganze Leben, eine Entwicklung. Wichtig ist, irgendwann zu reflektieren, den Mut dazu zu haben. Sich das Verhalten der Kinder und das Verhältnis zu den Kindern anzusehen. Und trotz aller Liebe zu sagen:

„Das Gegenteil von dem was ich als Kind erlebt habe, ist auch nicht das Beste!“

Rückgängig machen, kann ich es nicht mehr aber ich kann ab SOFORT Änderungen vornehmen und das habe ich getan.
Am Ende des Tages habe ich meiner Mutter verziehen, als ich mir klargemacht hatte, dass sie mich im Rahmen ihrer eigenen Erfahrungen und Fähigkeiten erzogen hat. Auch meine Söhne werden irgendwann Väter sein und der Kreislauf wird sich schließen.

_________________

Danke, liebe Gastautorin, für diese sehr selbstkritischen Gedanken!!

Wie ist das bei euch mit dem Vorbild eurer Eltern? Tut ihr das Gleiche? Oder das Gegenteil? Und welche Rolle spielt Konsequenz? 

Liebe Grüße

Béa

P.S. Ihr wollt euch das merken? Dann pinnt das bei Pinterest!

Béa Beste
About me

Schulgründerin, Mutter, ewiges Kind. Glaubt, dass Kreativität die wichtigsten Fähigkeit des 21. Jahrhunderts ist und setzt sich für mehr Heiterkeit beim Lernen, Leben und Erziehen ein. Liebt Kochen, reisen und DIY und ist immer stets dabei, irgendeine verrückte Idee auszuprobieren, meist mit Kindern zusammen.

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4 Kommentare

Stefan Tschirf
Antworten 28. April 2019

Wenn ich eine Frage stellen darf. Wo ist in der Erziehung der Kinder der Papa geblieben? Hat er sich aus der Verantwortung gezogen? Manche Sachen fallen ja dem Partner auf und kann dann "Gegensteuern" oder auch unterstützen.
lg Stefan

    Béa Beste
    Antworten 28. April 2019

    Hallo Stefan, unsere Gastautorin ist meines Wissens alleineziehend. Liebe Grüße, Béa

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