Mehr sagen, was wir wollen und weniger sagen, was wir nicht mehr wollen!
Wie oft sagen wir im Alltag das Wort NICHT? Was wir nicht (mehr) möchten und was wir nicht wollen, dass andere Menschen tun? Gerade auch mit den Kindern? Womit jemand aufhören soll, was die Person nicht vergessen soll, was jemand nicht tun soll?
…schreibt unsere Kolumnistin mindfulsun und lädt uns ein, auf Bedürfnisse zu achten:
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Und wie oft sprechen wir aus, was wir uns wünschen und was wir wollen?
Ich möchte euch einladen, mal einen kurzen Augenblick in euch zu spüren und einige Gespräche in dieser Woche Revue passieren lassen. Findet ihr solche Beispiele?
Wenn mich ein Tourist hier in meiner Heimatstadt Berlin anspricht und mich nach dem Weg fragt:
Ich kann mich nicht erinnern, irgendwann mal gesagt zu haben: „Gehen Sie an der Kreuzung nicht nach links. Überqueren Sie diese Straße nicht. Achten Sie nicht auf dieses Gebäude und dann kommen Sie dahin, wo sie wollen.“
Klingt nach einer hilfreichen Beschreibung? Dieses Beispiel macht es für mich irgendwie deutlich. Wenn ich ausdrücken möchte, was ich möchte und brauche in einem Augenblick, ist das ja auch ein kleines „Ziel“. Ich möchte mir mein Bedürfnis erfüllen. Wenn ich also jemanden um etwas bitte, dann konkret. Hier spielt auch mein eigenes Bedürfnis nach Klarheit rein.
„Hör auf, die Wand im Flur anzumalen!“ – Wer von euch, hat das oder Ähnliches schon gesagt?
Und wer hat sich dann gewundert, wenn das Kind sofort völlig begeistert mit den Stiften den Fußboden verschönert oder weiter in seinem Zimmer bunte Bilder an die Wand zaubert?
Ja, ich möchte nicht, dass mein Kind die Wand anmalt. Eigentlich möchte ich, dass es seiner Kreativität auf einem Blatt Papier freien Lauf lässt.
Also bitte: Spezifisch formulieren, was ich möchte. Nicht nur, was ich nicht möchte.
An dieser Stelle, auch wenn es etwas vom Thema abweicht: Wenn es dann Tränen gibt, mein Kind vielleicht frustriert oder traurig ist, frage ich nach. Was war denn das Bedürfnis dahinter, sich ausgerechnet diese Wand auszusuchen? Nicht gleich darauf schließen, das Kind ist unachtsam oder wollte mich ärgern. Vielleicht wollte es mir auch eine Freude mit dem Gemälde machen?
Dann kann ich auch ausdrücken, wie sehr ich mich über ein Bild auf Papier freue und es mir an diese Wand hängen kann.
Viele von uns haben in der Kindheit nicht gelernt, Bedürfnisse auszudrücken.
In meiner Kindheit habe ich sehr oft gehört, was ich nicht machen soll. Und genauso hat sich meine Sprache auch gefestigt, ich habe das übernommen. Es fällt mir bis heute nicht leicht, um etwas ganz konkret zu bitten. Es ist für mich einfacher zu sagen, was ich nicht möchte.
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Dabei sind Bitten doch eine Einladung an einen anderen Menschen, mein Leben in diesem Moment zu bereichern.
„Mach dies nicht… Tue das nicht…“
Alleine die Worte klingen für mich nicht nach einer Bereicherung.
Die Bedürfnisse der anderen Menschen sind ebenso wichtig.
Zu sagen, was ich nicht möchte, kann als Zurechtweisung aufgefasst werden oder als ein Verbot, die eigenen Bedürfnisse auszuleben. Dabei geht es doch am Ende darum, Strategien zu entwickeln, die Bedürfnisse aller Beteiligten gleichwertig zu erfüllen.
Ich werde in der kommenden Woche einfach mal mehr auf Sätze mit „nicht“ in meiner Kommunikation achten, gerade im Umgang mit meinen beiden Söhnen. Ich bin gespannt, wie oft mir diese Formulierungen noch über die Lippen kommen werden.
Klingt das interessant für euch? Dann lasst uns das gemeinsam mal versuchen:
Mehr sagen, was wir wollen und weniger sagen, was wir nicht mehr wollen!
Eure
mindfulsun
P.S. von Béa: Ich hatte schon mal einen Artikel geschrieben, der in diese ähnliche Richtung ging: Positiv mit Kindern reden.
Allerdings hat mir dieser Beitrag von mindfulsun einen neuen Impuls gegeben, den ich gerade auch für mich besonders wertvoll finde. Während ich in meinem Beitrag eine Art blitzschnelle Ablenkung anbot (siehe auch die Beispiele), ist hier viel mehr die Anregung, in sich zu spüren und die wahren Bedürfnisse aller Beteiligten zu erkennen.