„Die will doch nur im Rampenlicht stehen“ – Warum wir den Wunsch nach Aufmerksamkeit ernst nehmen sollten


Aufmerksamkeit ist ein Grundbedürfnis des Menschen. Wir alle haben das Bedürfnis, gesehen und verstanden zu werden. Fehlt uns das, kann es passieren, dass wir uns die Aufmerksamkeit auf eine ungesunde Weise suchen. Hier erfahrt ihr, warum wir den Wunsch nach Aufmerksamkeit immer ernst nehmen sollten.

In Abraham Maslows Bedürfnispyramide gibt es eine Spalte, die sich „Bedürfnis durch Wertschätzung“ nennt. Dazu gehören Bedürfnisse nach Selbstachtung und Wertschätzung – wichtig – durch andere! Und hier fällt auch das Bedürfnis nach Aufmerksamkeit rein.

„Die will doch nur Aufmerksamkeit!“

Auch wenn Aufmerksamkeit oft negativ konnotiert ist, ist sie dennoch ein grundlegender Aspekt unseres Verhaltens. Es ist ein natürlicher Impuls, Aufmerksamkeit zu suchen, wenn wir uns unsicher, ängstlich oder unverstanden fühlen. Dies geschieht oft durch Verhaltensweisen, die wir als Hilferuf oder Wunsch nach Beachtung interpretieren können.

Häufig kommunizieren Kinder ihre Bedürfnisse, durch irgendwas, das die Aufmerksamkeit auf sie lenkt, zumal sie ja selbst nicht wissen, was in ihnen vorgeht. Dennoch wissen sie, was sie tun müssen, um die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken.

Aufmerksamkeit ist ein Bestandteil unseres Lebens und unserer zwischenmenschlichen Beziehungen.

Wenn wir uns nicht beachtet oder ignoriert fühlen, kann dies zu großem Frust führen. Und dann suchen wir uns die Aufmerksamkeit vielleicht eine andere Weise. Zum Beispiel in selbstverletzendem Verhalten und/oder Essstörungen.

Essstörung wegen Wunsch nach Aufmerksamkeit?!

Menschen mit einer Magersucht werden häufig von dem Wunsch nach Aufmerksamkeit getrieben. Klingt im ersten Moment absurd, weil man bei der Essstörung denkt, die Krankheit habe was mit Essen zu tun. In Wahrheit geht es darum, dass Betroffene verlernen haben, ihre Bedürfnisse auf eine gesunde Weise zu befriedigen.

Ich selbst habe lange nicht erkannt, dass mein rapider Gewichtsverlust seinerzeit aus dem Wunsch tatsächlich auch aus dem Wunsch nach Aufmerksamkeit entstand. Und da ich gelernt hatte, dass die Aufmerksamkeit (so wie ich sie brauche) nur dann auf mir liegt, wenn ich krank bin, wurde mein magerer Körper mein Zeichen der Kommunikation. Ein stiller Hilferuf, den ich nur so ausdrücken konnte. Plötzlich sorgten sich alle um mich, und so absurd es klingt – mir gefiel es.

Und kurz zum Verständnis: Ich tat es nicht aus dem sadistischen Wunsch, andere meinetwegen leiden zu lassen, sondern, weil es für mich die einzige Möglichkeit schien, Liebe und Fürsorge zu bekommen (Meine Essstörung entstand während eines heftigen Liebeskummers, bei dem ich mich sehr zurückgewiesen und ungeliebt fühlte). Es war keine aktive Entscheidung, sondern geschah unbewusst.

Dass diese Verhaltensweise in höchsten Maße selbstzerstörend sein kann, ist vielen Betroffenen leider egal. Der Wunsch, gesehen zu werden, ist meist größer als Vernunft. Daher sind Essstörungen ja auch Krankheiten, sie lösen sich nicht mit rationalem Denken.

Bedürfnisse teilen

Früher war es eine Tugend alles runterzuschlucken und andere nicht mit eigenen Problemen zu belasten, heute ist das einfach nur überholt und selbstzerstörerisch. Nur wenn wir uns mitteilen, weiß die andere Person, was in uns vorgeht, und kann ggf. auf uns Rücksicht nehmen. Es ist daher unglaublich wichtig, unsere Bedürfnisse zu äußern. Tun wir das nicht, können wir schnell in ungesunde Verhaltensmuster rutschen, um uns den Wunsch nach Aufmerksamkeit trotzdem zu holen.

Den Wunsch nach Aufmerksamkeit ernst nehmen!

Wenn wir die Bedürfnisse und Emotionen anderer verstehen und akzeptieren können, können wir sie besser unterstützen und ihre Verhaltensweisen besser nachvollziehen. Indem wir aufmerksam und empathisch sind, können wir dazu beitragen, dass sich Menschen gesehen und verstanden fühlen und somit ihr Wohlbefinden steigern. Das bedeutet, dass wir den Wunsch nach Aufmerksamkeit anderer nicht sofort abwerten sollten, egal, wie skurril er uns erscheinen mag. Wer Aufmerksamkeit sucht, muss nicht gleich egozentrisch oder selbstverliebt sein.

Der Wunsch nach Aufmerksamkeit ist natürlich!

Zudem müssen wir begreifen, dass es nichts Falsches daran gibt, nach Aufmerksamkeit zu suchen, solange wir dies auf eine gesunde und konstruktive Weise tun. Wir sollten lernen, uns auf angemessene Weise auszudrücken und Hilfe zu suchen, wenn wir uns unsicher oder unverstanden fühlen. Indem wir dies tun, können wir dazu beitragen, dass wir uns gesehen und verstanden fühlen, ohne auf ungesunde Verhaltensmuster zurückzugreifen.

Süchtig nach Aufmerksamkeit?

Abschließend noch ein letztes Thema. Alles kann süchtig machen, auch der Wunsch nach Bestätigung, Anerkunngen oder Aufmerksamkeit. Und wie bei der Sucht ist das ganz und gar ungesund. Die Ursachen für dieses Phänomen würden den Rahmen sprengen, aber ganz wichtig ist hierbei Selbsterkenntnis. Nur wer weiß, dass es ein Problem ist, kann es auch lösen. Aber in diesem Beitrag lag der Fokus nicht auf die Extreme, sondern auf die Gefahren, die entstehen können, wenn man den Wunsch nach Aufmerksamkeit anderer ignoriert.

Wie ist das bei euch? Könnt ihr eure Bedürfnisse gut kommunizieren oder nehmen sie hin und wieder Abzweige in Richtung Aufmerksamkeit?

Noch ein Wort von mindfulsun zum Abschluss:

Wir haben wohl alle ein Bedürfnis nach Aufmerksamkeit. Die Strategien (Verhalten), die wir wählen, um uns dieses Bedürfnis zu erfüllen, unterscheiden sich. Mir ist wichtig, die Perspektive zu wechseln. Was, wenn wir versuchen, dieses aufmerksamkeitssuchende Verhalten als ein Verhalten zu sehen, womit jemand nach Verbindung sucht? Verbindung und Aufmerksamkeit sind eben eng miteinander verknüpft. Hinter das Verhalten schauen! LG mindfulsun

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Liebe Grüße

Mounia

Mounia
About me

Ich - 25 Jahre alt, Studentin, Kinderanimateurin, begeisterte Hobbyköchin und abenteuerlustig! Meine absolute Leidenschaft ist das Schreiben und Festhalten von Momenten.

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