Morgenmuffel im Paradies: Schule Nachmittags! Späterer Schulbeginn ist toll
Die Diskussion über einen späteren Schulbeginn für Teenies – also ab der Mittelschule – bewegt die Gemüter. Ich möchte euch hier eine Studie aus Seattle präsentieren und eine Erinnerung aus meiner Kindheit mit euch teilen.
Eine Untersuchung in den USA hat herausgefunden, dass Jugendliche einfach mehr Schlaf abbekommen, wenn die Schule einfach nur eine Stunde später startet:
Ganze 34 Minuten pro Nacht.
Der Seattle School District änderte im Herbst 2016 die Schulstartzeit für High Schools und die meisten Middle Schools am Morgen von 7:50 Uhr auf 8:45 Uhr.
Teenager wurden mit Aktivitätsmonitor-Geräten ausgestattet. Forscher arbeiteten mit Naturwissenschaftslehrern an zwei Schulen zusammen, um herauszufinden, ob die Schüler nach dem Wechsel mehr Schlaf bekamen oder einfach später aufblieben. Über zwei Jahre hinweg hatten sie 178 Schüler auf dem Radar, die über zwei Wochen lang armbanduhrenähnliche Monitore trugen, um die Aktivität und Lichteinwirkung zu verfolgen.
Die Wissenschaftler verglichen die Schlafgewohnheiten der Jugendlichen vor und nach der Umstellung. Einiges blieb stabil. Nickerchen und Wochenendschlafpläne hatten sich nicht geändert. In den Schulnächten blieben nur wenige Schüler später auf – nicht genug, um den Durchschnitt stark zu beeinflussen.
Was sich aber änderte, war die Aufwachzeit. In Kombination mit einer leichten Verschiebung auf spätere Schlafenszeiten für einige wenige erhöhte sich die durchschnittliche Schlafdauer um 34 Minuten.
Konkreter: Die morgendliche Aufwachzeit verlagerte sich von 6:24 Uhr auf 7:08 Uhr.
Das Einschlafen schob sich nur bis zu einem gewissen Grad, von 23:27 Uhr auf 23:38 Uhr.
Um das tiefer zu erforschen, analysierten die Forscher schulweite Daten über Pünktlichkeit und Anwesenheit in der ersten Unterrichtsstunde. Die Schule in einem wohlhabenderen Gebiet zeigte keinen Unterschied. Aber die Schule in einem ärmeren Gebiet verzeichnete weniger Verspätungen und weniger Abwesenheiten – ein Hinweis darauf, dass spätere Startzeiten bei sozioökonomisch bedingten Lernproblemen helfen könnten, sagten die Forscher. Eine qualitative Befragung unter den Schülern brachte die Erkenntnis, dass die Wahrnehmung des Schulklimas in beiden Schulen nach dem Wechsel besser wurde.
Aus eigener Erfahrung weiß ich noch, wie gut mir zu Teenie-Zeit ein späterer Schulbeginn getan hat. Und zwar richtig spät!
In den Klassen 5,6,7 und 9 ging ich Nachmittags zur Schule
Ihr wisst ja, ich war schon immer eher ein Spätaufsteher, selbst als Kleinkind. Heute noch gruselt es mich, wenn ich vor 8 Uhr Morgens aufstehen muss, vor allem an Wintertagen. Wenn ich an meine Grundschule und die Stimmung beim Ankommen im Morgengrauen durch die neonlichtdurchfluteten Flure denke, bekomme ich augenblicklich schlechte Laune. Und wer mich kennt, weiß, dass es echt schwer ist, schlechte Laune bei mir zu verursachen…
Ab der fünften Klasse tat sich für mich Morgenmuffel ein Paradies auf:
Schulstart um 13:30!
Jepp, ihr habt richtig gelesen. Ich war ja im armen kommunistischen Rumänien, und die Jahrgänge um mich herum waren extrem stark. Die Schulen hatten nicht genug Platz, also wurden Klassenräume im Schichtbetrieb genutzt. Wer das für ein Armutszeugnis hält, dem sei versichert, das war eines. Ein ganz dickes. Aber für mich und meine meisten Schulkameraden war’s einfach nur cool.
Abend drohte uns keiner mit „Morgen früh aber!“
Wir konnten morgens ausschlafen.
Für meinen Teil kann ich sagen, dass ich zu diesem Zeitpunkt für mich beschlossen habe, die Hausaufgaben Abends „durchzuziehen“. Ich kam von der Schule ca. 18:00 nach Hause und versuchte, so schnell wie möglich alles hinter mich zu bringen… So pendelte es sich zu Hause ein, dass wir gegen 20:30 zu Abend aßen und ich zu dem Zeitpunkt meistens fertig war. Wenn nicht, knöpfte ich mir den Rest der Hausaufgaben nach dem Abendessen vor. Jede Bemerkung meiner Eltern, dass ich das auch am Vormittag machen könnte, motivierte mich noch mehr, alles hinter mich zu bringen.
Ich wollte die Vormittage unbelastet halten. Ich wollte unbeschwert ausschlafen, Sport machen, Malen und Freunde treffen. Wir waren eine ganze Clique, die im Frühjahr und Sommer morgens um 10:00 mit Fahrrädern draußen waren. Es war eine herrliche Zeit.
Und obendrauf war ich echt gut in der Schule.
Ich glaube nicht unbedingt, dass dies eine Lösung für die heutigen Schulen sein könnte.
Aber hey, eine Stunde später wäre für Kinder ab der 5. Klasse auch wirklich machbar, oder?
Wie steht ihr zu einem späteren Schulstart für Teenager?
Liebe Grüße,
Béa
- 14. Feb 2019
- Keine Kommentare
- 0
- Lehrer, Morgenmuffel, Schulbeginn, Schule, Schulstart, Traumschule