Nein heißt nein? Oder doch ja? Andere Esskulturen, andere Ess-Sitten
Weihnachten ist offiziell vorbei. Einige von uns sind noch immer am verdauen, darunter auch ich und vor allem auch mein Freund. Dieser hat dieses Weihnachten mit uns verbracht und hat auf eine völlig neue Weise erfahren, dass andere Esskulturen auch andere Ess-Sitten beinhalten.
Weihnachten bei uns
Eigentlich feiern wir kein richtiges Weihnachten, da niemand aus unserer Familie christlich geprägt ist. Trotzdem kommen wir an diesem Tag zusammen, machen uns schick, verteilen Geschenke und verbringen den Abend zusammen. Und natürlich wird auch gegessen. Sehr viel gegessen.
Bei Gelegenheit würde ich euch gern erzählen, wie jene Weihnachtsfeste für mich waren, als ich noch tief in der Essstörung steckte. Aber dazu bald mehr.
Andere Esskulturen, andere Ess-Sitten
Nun zu meiner kleinen Weihnachtsgeschichte:
Es war einmal mein Freund, der sich aufgrund der Corona Umstände dazu entschloss, seine Familie in diesem Jahr nicht zu besuchen und sich nach einer Woche Quarantäne meiner Familie anzuschließen. Das Fest war klein und bescheiden. Es waren nur meine Mutter, Schwester, er und ich.
Und natürlich Essen. Sehr. Viel. Essen.
Wenn es zwei Dinge, gibt, die meine Mutter richtig gut kann, dann ist es, richtig gut zu kochen und richtig gut beim Kochen zu übertreiben. Stellt euch ein üppiges Buffet in einem Restaurant vor und dupliziert dieses Bild. So etwa sah unser Abendessen – nein, ich sage lieber Bankett – aus. Alles im schönen Hochzeitsgeschirr serviert. Der Esstisch sah aus wie ein lebendiges Pinterest Bild.
Und nun zum kleinen „Problem“…
„Möchtest du noch mehr auf deinen Teller?“
„Nein, danke!“ . Dies war die Antwort meines Freundes, aber scheinbar hatte meine Mutter das komplette Gegenteil verstanden, denn sie träufelte ihm noch ein bisschen von allem. Mein Freund aß brav alles auf und nachdem wir mit dem Essen fertig waren, waren wir alle so müde, dass wir fast einschliefen.
Ein paar Stunden später, als es wieder Platz im Magen gab, war es Zeit für den Nachtisch.
Es begann dasselbe Spiel. Er bat um eine kleine Portion und sie gab ihm eine extra große. „Ach, sei doch nicht so bescheiden!“, winkte sie lächelnd ab. Während ich allmählich zu brodeln begann, weil meine Mutter es einfach nicht lassen konnte, den Leuten ihr Essen anzudrehen, nahm mein Freund es gelassen, wenn auch mit leichten Bauchschmerzen hin.
Am nächsten Tag fragte sie, ob wir hungrig wären und sie uns was kochen wolle. Wir beide verneinten und sagten, dass sie sich nicht extra die Mühe machen müsse, wobei sie doch gestern so viel gekocht habe.
Und täglich grüßt das Murmeltier…
Als ich ein wenig später in die Küche ging, sah ich sie vor drei Töpfen gebeugt eine „Kleinigkeit“ machen.
„Warum kochst du schon wieder?“, fragte ich genervt.
„Ich kann es einfach nicht ertragen, wenn meine Gäste hungrig sind!“
„Aber wir sind nicht hungrig! Vermutlich sind wir noch satt bis Januar.“
„Papperlapapp! Meckere nicht rum und hilf mir lieber beim Schälen!“
Gigantisches Kommunikationsproblem!
Meine Mutter entstammt einer Kultur, in der man es gar nicht so weit kommen lässt, dass ein Gast um Essen bittet. Er oder sie wird sofort mit einem Kaffee oder Tee und ein paar Snacks begrüßt.
Es gilt als bescheiden, Essen erst mal abzulehnen.
Es ist höflich, um eine kleine Portion zu bitten, denn so oder so ist die Portion dreistöckig.
Ja zu Essen heißt ja, und nein zu Essen heißt auch ja!
Deshalb versteht es meine Mutter manchmal nicht. Sie weiß natürlich, dass die Esskultur in Deutschland eine völlig andere ist, aber sobald sie in die Rolle der Gastgeberin schlüpft, ist sie durch und durch arabisch. Aber niemand kann ihr lange böse sein, weil sie sich so unendlich viel Mühe gibt und ihr Essen einfach der Wahnsinn ist!
Was mein Freund lernen muss, ist, laut und deutlich nein zu sagen, denn er wiederum ist darauf getrimmt, aus Bescheidenheit nichts abzulehnen. So ist das eben mit den verschiedenen Kulturen. Wenn sie kollidieren, kann es zu den ein oder anderen Kommunikationsproblemen führen. Deshalb ist es neben dem Essen auch so wichtig, miteinander zu reden – sich aufzutauchen und klar zu äußern, was man will!
So viel zu meinem kleinen Einblick meines Weihnachtsfests!
Wie war euer Weihnachten? Gab es auch die ein oder anderen Kommunikationsprobleme, was das Thema Essen anging?
Liebe Grüße
Mounia