Offenheit: Kindern geben, was sie brauchen. Aus dem Buch von Gunda Frey.
Ich darf euch heute Abend ein Buch vorstellen, von einer Kinder & Jugendlichenpsychotherapeutin, die ich auf Instagram entdeckt habe: Gunda Frey. Sie erreicht mich mit ihren Gedanken, mit ihren Ansätzen, mit ihren klaren Worten zu den Lebenswelten von Eltern und Kindern. Und auch, weil sie sich für eine bessere Bildung einsetzt.
Ihr Buch „Kindern geben, was sie brauchen“ hat sie mir diese Woche geschickt und ich habe schon mit Begeisterung viel darin gelesen.
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Ihr Credo ist: „Kinder entwickeln Störungen, weil sie in ihrer Entwicklung gestört werden.“ Sie will Eltern und Erziehende stärken, Vorurteile nehmen und uns ermöglichen, mit Herz und Hirn zu entscheiden, welche der vielen Erziehungsmethoden für uns überhaupt richtig ist. Uns beide, Gunda und mich, verbindet offensichtlich das gleiche Ziel: Dass Eltern sich auf diese unglaubliche Abenteuerreise der Elternschaft zu dem Schluss kommen „Das Leben mit Kindern ist leicht und macht Spaß!“
Was ich an Gundas Buch besonders sinnvoll und gut finde ist, ist, dass es nicht im Ratgeber-Modus geschrieben ist. Gunda setzt eher Impulse zu allen Möglichen Themen und Bedürfnissen wie Verständnis, gesehen werden, Sicherheit, Erlaubnis, Klarheit… Und bevor ich lange schwärme, habe ich einen ihrer Impulse hier als „Kostprobe“ für euch. Danke, liebe Gunda, dass du mir das zur Verfügung stellst:
Es geht um:
Offenheit
„Wenn ihr das nächste Mal sext, guck ich zu. Dann weiß ich, wie das geht.“ – Leonie, 6 Jahre
Was geht dir jetzt gerade als Erstes durch den Kopf? Ein „Auf gar keinen Fall!“?
Warum darf ein Kind nicht zuschauen? Weil es sich nicht schickt? Wenn unsere Kinder ein Problem mit Sexualität haben, dann deshalb, weil wir ein Problem damit haben. Weil wir Sexualität nicht offen leben. Selbst Kleinkinder dürfen sich in unserer Gesellschaft nicht freudvoll entdecken. Meist reicht für das Kind schon der entsetzte Gesichtsausdruck der Eltern, um es zu lassen oder zumindest nicht mehr als Freude zu sehen. Spätestens mit Aussagen wie „Das macht man nicht“ oder „Doch nicht in der Öffentlichkeit!“ ziehen wir verklemmte Menschen heran – zumindest, was die Sexualität angeht. Wenn wir genau hinschauen, ist es aber nicht das einzige Thema; es zieht sich durch unser gesamtes Leben. Wir sind nahezu überfüllt von Gedanken wie „Das macht man nicht. Was sollen die Nachbarn/Kollegen oder die Familie denken? Das geht doch nicht.“. Wir haben uns so in gesellschaftliche Normen und Regeln eingefügt, dass wir nicht mehr offen sind für den eigentlichen Zauber des Lebens.
Aber wie ist es aus der Sicht des Kindes?
Fassen wir noch einmal die einzelnen Schritte zusammen: Kinder kommen grenzenlos auf die Welt. Sie entdecken und erleben die Welt durch uns. Wir geben ihnen ein Bild dessen, wie Leben funktioniert. Später wundern wir uns dann, dass unsere Kinder nicht „funktionieren“. Sie wollen nicht funktionieren. Sie wollen das Leben entdecken. Sie wollen Sein.
Dann fangen wir an, auf die Schule zu schimpfen, auf Regeln, die die Individualität der Kinder nicht sehen.
Ein Schulsystem, welches nur das Schlechte bewertet und Begabungen und Fähigkeiten nicht fördert. Ja, an unserm Schulsystem darf und muss sich etwas ändern. Aber eigentlich setzt das Problem viel früher an. Wir selbst haben die Offenheit verloren, unseren Kindern die Welt zu zeigen und zu erklären als eine Welt voller Möglichkeiten. Wir selbst lehren sie, dass das Leben ein Leben der Regeln und Beschränkungen ist. Ich rede hier nicht von antiautoritärer Erziehung. Ich meine die Offenheit, das Leben mit allen Sinnen entdecken und leben zu dürfen und zu können. Doch genau das – das Leben mit allen Sinnen entdecken und leben zu können, braucht Anleitung, Führung und Erlaubnis im positivsten Sinne. Aber was wir selbst nicht gelernt haben, können wir auch nicht weitergeben. So geben wir bewusst oder unbewusst nur unsere Regeln und Beschränkungen weiter. Wir selbst haben zu ihren kleinen Boykottversuchen beigetragen. Dabei braucht es nur unsere eigene Offenheit und ein bewusstes Hinschauen, um unsere Kinder bewusst zu erziehen.
Kinder benötigen dieses Umfeld der Offenheit.
Offenheit für Neues, für Flausen, für krumme Gedanken, fürs Entdecken, dafür, sich selbst zu entdecken. Eine Welt, in der alles von vornherein festgeschrieben ist, bietet nun mal wenig Freiraum für Entwicklung. Wie sollen sich also kleine Menschen zu ihrer wahren Größe und Schönheit entwickeln können, wenn es dafür keinen Raum, keine Offenheit gibt?
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Wie viel Offenheit herrscht bei euch?
Natürlich heißt es nicht, na los, macht doch, lasst einfach das Kind so beim „sexen“ zuschauen… Minderjährige beim Sex zuschauen zu lassen ist sogar ein Straftatbestand. Also ganz eindeutig: NICHT MACHEN. Sondern Kommunikation, Klarheit und Vorbild sein im Umgang mit dem eigenen Körper und mit den eigenen Grenzen. Das erfordert etwas Reflexion und auch eine Auseinandersetzung mit der eigenen Biografie. Darüber handelt das Buch „Kindern geben, was sie brauchen“ von Gunda Frey. Ein klare Empfehlung von mir!
Und noch was: Folgt ihr bei Instagram!
Liebe Grüße,
Béa
- 27. Mar 2020
- 1 Kommentar
- 2
- Bedürfnis, Bedürfnisse, Erziehung, Gunda Frey, Psychotherapeutin, Ratgeber
Matthias Rettenmund
25. März 2023Beim Sexen zuschauen, dass hätte ich nie gewollt. Aber da raus ein riesen Geheimnis machen, dass müsste nicht sein.