Wer ist eigentlich „ES“? Und „MAN“? Ein kurzer Brief von euren Kindern
Liebe Eltern,
wir sind es, eure Kinder. Wir sind ganz schön viele und wollen auch mal was sagen zu diesen komischen Mitbewohnern, von dem ihr immer redet:
ES und MAN.
Wir haben sie noch nie gesehen. Wir mögen sie aber nicht. Sie sollen weg. Bitte.
Ihr sagt immer:
„Es wird gegessen, was auf den Tisch kommt!“
Na super, dachten wir, toll, dass in diesem Haushaut ein ES gibt, das alles auffuttert, wenn wir satt sind oder eure Speisen nicht mögen! Eigentlich dachten wir eher an solche Tierchen die ihren Futterbedarf unter dem Tisch absolvieren, aber wenn ES futtert, na gut, auch auf dem Tisch.
Aber ES kam nicht. ES futterte nicht. Wir hatten Diskussionen und mussten uns arg wehren, um nicht selbst das Essen von ES zu essen zu müssen.
Oder: „Es wird geschlafen. Jetzt!“
Gleiche Sache: ES kann gern schlafen, wenn ES müde ist. Wir sind meistens nicht müde! Gar nicht müde! Wir müssen Pipi, haben Durst, würden jetzt gern doch die Portion von ES von vorhin am Tisch gern haben, aka haben Hunger, fürchterlichen…. und dazu auch noch Angst vor den Monstern unterm Bett.
Und ES hilft ja dagegen nicht, weil ES schon schläft. Irgendwo in einer Ecke.
Saudoofes ES! Nichtsnützes ES.
ES hat auch noch einen Freund, das ist MAN.
MAN ist noch die größere Spaßbremse. Sooo ein Langweiler, dieser MAN.
„MAN spielt nicht mit dem Essen!“
„MAN sagt Danke und Bitte!“
„MAN gibt schön die Hand zur Begrüßung!“
Auch den haben wir noch nie gesehen, aber wetten? Der trägt bestimmt so ein blitzeblank sauberes Karohemdchen in Rosa und ne Fliege, und seine Hosen sind auf Falte gebügelt. MAN ist echt so ein Streber, garantiert!
„MAN macht sich nicht dreckig!“
„MAN macht Spielzeug nicht kaputt!“
„MAN räumt sein Zimmer auf, bevor die Gäste kommen!“
Welche Gäste bitte? Zu MAN kommt bestimmt nur ES vorbei, und die spielen garantiert nicht miteinander. Die sitzen brav in der Ecke und…
„ES wird gelernt für die Schule! MAN macht seine Hausaufgaben!“
Wenn es an uns läge, würden wir die beiden, ES und MAN, in eine wunderschöne rosa Rakete watteweich verpacken und ab damit auf den Mond.
Damit wir mit den beiden Trottel niiiiieeee mehr zu tun haben.
Denn unsere lieben Freunde NIEMAND und JEMAND sind uns genug:
JEMAND baut immer Mist und macht alles kaputt. Und NIEMAND ist schuld.
So, dann haben wir ein schönes Leben. Verjagt ES und MAN. Danke, Eltern.
Liebe Grüße,
Eure Kinder
P.S. von Béa: Nicola von Artgerecht hat in ihrem Bestseller „Erziehen ohne Schimpfen“ gut beschrieben, wir Regeln besser funktionieren als im impersönlichen ES und MAN. Hier gibt es einen Auszug.
Und über die Passivformulierungen habe auch ich geschrieben:
Wer ist eigentlich „man“? Gedanken von Béa zu Passiv- und „man“-Formulierungen
- 07. Oct 2019
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- Es, Man, Niemand, Passiv-Formuliereungen, Sprache