Was wir den „Aber-jedoch-allerdings sind andere Sachen viel wichtiger!“-Menschen schon immer sagen wollten


„Aber-jedoch-allerdings finde ich, denke ich, meine ich…“

Wie oft in persönlichen Gesprächen und besonders in der Kommunikation im Internet finden sich diese Worte „aber – jedoch – allerdings“ als Teil einer Antwort auf die Aussage eines anderen Menschen.

Besonders fällt mir das auf, wenn sich Menschen für etwas engagieren und das publizieren.

Sie teilen es anderen mit, um Mitstreiter zu finden, auf etwas aufmerksam zu machen. Und ja, manchmal auch weil sie stolz sind, etwas zu bewegen. 
„Tue Gutes und rede darüber!“ 

Das wird immer wichtiger! Es gibt so viel zu tun, zu bewegen, so viele wichtige Themen. Schweigen, verdrängen und wegschauen ist schon lange keine Option mehr.

Jeder Mensch engagiert sich nach seinen Werten. Und viele Menschen stehen auch für mehrere Dinge ein.

Wenn diese Menschen darüber sprechen oder schreiben, lese und höre ich dann sehr oft:
„Ja das ist sehr wichtig, allerdings finde ich andere Sachen wichtiger!“
„Stimmt schon aber man könnte woanders anfangen.“
„Schön, dass du das so machst, jedoch brennen mir ganz andere Dinge unter den Nägeln.“

Solche und ähnliche Aussagen kennen wir alle.

 Übersetzen wir uns das einmal. Eigentlich wird schon beim Lesen klar, was gemeint ist:

 Was du sagst und schreibst, ist irrelevant. ICH finde das nicht gut, MIR sind andere Dinge wichtiger.

Dann seid ehrlich und schreibt oder sagt das genau so! 

Aber – jedoch – allerdings negieren alles, was ein Mensch vorher sagt oder schreibt. Die wirkliche Aussage findet man nach aber – jedoch – allerdings. Mit einem „aber“ beendet man jeglichen offenen Austausch. Ein „Ja aber“ wird genutzt um den eigenen Standpunkt klarzumachen, um Recht zu haben. Hier entsteht kein Austausch und eine Verständigung ist fast ausgeschlossen. Aber – jedoch – allerdings sind Signalworte: Jetzt beginnt eigentlich erst das, was ich wirklich zu sagen habe.

Gerade in der Kommunikation geht es um Austausch.

Das Wort „und“ zu nutzen ist hier viel hilfreicher, darüber habe ich schon geschrieben.
„Das ist toll, dass du dich dafür engagierst, sehr interessant. UND wie wichtig ist dir das Thema xy?“
„Das ist ein wichtiges Thema UND ich möchte noch anmerken…“

Alternativ, einfach offen sein. Statt sich hinter aber-jedoch-allerdings zu verstecken einfach ein: „Ich finde das, was du geschrieben / gesagt hast nicht gut. 
Es interessiert mich nicht die Bohne.

“

Das ist vielen Menschen peinlich und unangenehm und hier würden sie ja Flagge zeigen. 

Aber-jedoch-allerdings-Aussagen sind getrieben vom eigenen Ego. In einem persönlichen Gespräch zeigen sie oft Desinteresse. Es geht nicht ums Zuhören und Verstehen, es geht nicht um einen konstruktiven Austausch, sondern um: Den eigenen Standpunkt klarmachen!

Wir können viele Feuer gleichzeitig bekämpfen! Und manche Menschen tun das auch.

Den „Ich finde aber-jedoch-allerdings sollte man woanders anfangen“-Menschen möchte ich gern sagen: Tue es! Das ist super! Es zählt alles!

Es gibt so viele Themen, die auch ineinander greifen und bei denen wir uns verbinden können. Nicht alles hat jeder immer auf dem Schirm.

UND ich möchte euch gern fragen: Wo fängst du denn an? Was ist dir wichtig?

Oft genug, wenn man mit ihnen in diesen Dialog treten will, folgt dann Schweigen. Denn eigentlich wollten sie nur mitteilen, wie genervt sie sind und wie unwichtig sie dein Thema finden. Das ist auch OK! Seid ehrlich und sagt das! Versteckt Euch nicht hinter Floskeln.

Alternativ dazu kann man Dinge auch einfach stehen lassen.

Gerade bei Kommentaren im Internet wird nicht viel überlegt. Zack, lediglich den eigenen Unmut geäußert (aber-allerdings-jedoch), nicht darauf bedacht, wie er formuliert ist und dann wird darauf gewartet, dass sich andere anschließen. 
Natürlich sind wir alle kritisch denkende Menschen und möchten unsere Meinung äußern. Wer allerdings an einem konstruktivem Dialog interessiert ist, kann erstmal durchatmen, um dann zu reagieren. Zu oft sitzen aber-jedoch-allerdings noch fest in unserem Vokabular fest.

Auch ich muss sehr achtsam sein, um nicht in diese Falle zu tappen.

Im Laufe der Zeit habe ich gelernt, achtsamer damit umgehen, hat mir viele tolle Gespräche gebracht. 

Austausch statt Anklage. Wir sind doch alle in einem Boot und miteinander verbunden. Jeder Mensch kann seinen Teil dazu beitragen.

Es gibt viel zu tun auf dieser Welt. Packen wir es an, auch für unsere Kinder! Ohne aber-jedoch-allerdings…

Was meint ihr?

Eure mindfulsun

und Béa, die hinter jedem Wort von mindfulsun hier steht!

PS: Natürlich bewegt mich das gerade jetzt angesichts der Vorkommnisse in unserem Land. 
„Aber-jedoch-allerdings“ findet sich in jedem Kontext, auch in Erziehungsfragen.

P.P.S. nach Publikation: Vielen, vielen Dank für Euer Feedback auf den Artikel. Ich habe gemerkt, dass ich leider nicht rüber gebracht habe, was ich eigentlich sagen wollte. Einfach: Schlecht formuliert. Ich werde reflektieren und den Artikel neu schreiben oder umschreiben.

mindfulsun

Béa Beste
About me

Schulgründerin, Mutter, ewiges Kind. Glaubt, dass Kreativität die wichtigsten Fähigkeit des 21. Jahrhunderts ist und setzt sich für mehr Heiterkeit beim Lernen, Leben und Erziehen ein. Liebt Kochen, reisen und DIY und ist immer stets dabei, irgendeine verrückte Idee auszuprobieren, meist mit Kindern zusammen.

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