Ein Statement zum Wort Liebe – Gastbeitrag von Carmela Dentice
Ihr Lieben! Diesmal rede ich euch ganz bewusst so an. Denn die wunderbare Carmela Dentice, von der ihr schon mal hier gelesen habt, hat hier Gedanken zum Thema „Liebe“ für euch. Ich finde sie sehr bewegend.
Heute möchte ich ein Statement zum Wort Liebe abgeben.
Es macht mich betroffen, dass ich jedes Mal hadere, dieses Wort zu nutzen, weil ich weiß, dass viele die Augen verdrehen werden oder das Gefühl bekommen, es sei spirituell angehaucht. (Dass “ Spirituell“ auch so ein Gefühl auslöst, finde ich übrigens genauso schade!)
Ich habe mein Instagram-Konto „das Liebeslesen“ genannt und dennoch, spreche ich noch nicht mit der Selbstverständlichkeit das Wort aus, mit der ich es gerne tun würde. Der Mut in mir, das Wort zu gebrauchen war dabei in Lebensgefahr.
Manchmal habe ich das Gefühl, dass solchen Begriffen der Wert absichtlich abgesprochen wurde, dass sie absichtlich herabgesetzt und belächelt wurden. Man hat sie so oft als einen Ausdruck der Schwäche genutzt, als etwas kitschiges, „emotionales“ (auch wieder so ein Wort, dem der ganze Wert abgesprochen wird).
Das ist in etwa so, wie die Nutzung des Satzes „Sei doch kein/e Mädchen/Frau/Schwuchtel etc.“ oder „Du bist so schwul“…
Selbst das Wort „leidenschaftlich“ löst bei einigen Unbehagen aus. Als wäre es irgendwie zu „extrem“.
Zu viel des Guten: Ich möchte Liebe, aber nicht zu viel bitte. Ich kann sonst nicht atmen.
Und wenn ich nicht atmen kann, muss ich ihr die Luft abschneiden um selbst zu überleben.
Ich möchte jedoch einiges klar stellen:
Die Menschen, die für etwas einstehen, tun dies meist aus Liebe zu dem Wert, den sie vertreten.
Das war lange Zeit verwirrend für mich.
Liebe nimmt niemandem die Luft zum Atmen, sie lässt atmen.
Sie lässt wachsen und schaut der Entfaltung zu. Erfreut sich, wenn dem Wachsenden Flügel wachsen und er sich gen Himmel wendet, um zu fliegen.
Ich stehe für die Liebe ein und weil ich dies tue, nutze ich auch ihren Namen, weil ich möchte, dass sie ihren Wert zurückbekommt und sich die Menschen nicht mehr schämen, in ihrem Namen aufzustehen.
Und ja: Ich liebe und liebe, es zu tun. Ich bin emotional.
Ich würde mich sogar als spirituell bezeichnen und leidenschaftlich.
Obendrein bin ich auch noch eine Frau. Also alles Dinge, für die ich mich in einem Moment meines Lebens offenbar hätte schämen müssen.
Das kann ich leider nicht mehr hinnehmen.
Was werde ich den Kindern sagen, wenn sie gebrochenen Herzens vor mir stehen und mich fragen, warum ich nicht mehr getan habe? Warum ich nicht dafür eingestanden bin, wenn jemand diese weiterhin als etwas Schamhaftes abgestempelt hat, als etwas, ohne wert und lächerliches?
Die Angst und die Scham dürfen mich nicht bremsen. Auch nicht, dass ich ein unbekanntes Gesicht in der Menge bin.
Ich muss meine Liebe für die Menschen, für die Natur, für die Tiere, für das Miteinander, für die Toleranz, für die Gerechtigkeit sprechen lassen.
Denn die Welt benötigt sie!
Sie benötigt eine Liebe, die wahrnimmt.
Eine Liebe, die sich kümmert.
Eine Liebe, die beschützt.
Eine Liebe, die nicht zurückschreckt vor Hindernissen,
vor Unbequemlichkeiten,
vor Scham und Angst.
Eine Liebe, die vergibt, sich selbst und den anderen.
Eine Liebe, die liebt.
Eine Liebe, die sich traut in ihrem eigenen Namen zu stehen und an sich zu glauben!
Weil sie Liebe ist! Weil sie sagt: „Mein Name ist Liebe!“
Die Liebe ist die beste Darstellung unseres Selbst.
Wenn ich die Dinge nicht nur mit Liebe tue, sondern sie personifiziere, sie verkörpere, dann spricht sie durch mich und wir sind eins.
Alles was wir tun und erhalten ist Liebe.
Jede Frage ist die Antwort der Liebe und jede Antwort, der Liebe Frage.
Was wäre ich, wenn ich ein Unrecht gegen die Liebe nicht anspreche und ihren Namen nicht verteidige, gegen die offen aggressiven Angriffe wie es zb. der Hass ist, der Rassismus, der Sexismus, die Homophobie.
Wenn ich also die Liebe verkörpere, ich mich als einen Teil der Liebe sehe, dann verteidige ich nicht nur mich selbst, wenn ich für sie aufstehe. Ich verteidige und schütze die Gesamtheit des Begriffs der Liebe, der seinen liebenden Blick auf alles richtet und niemanden ausschließt oder ausgrenzt.
Doch wenn ich mich ausschließlich für mich selbst erhebe, meine Augen und Ohren verschließe vor den Dingen, die sich in ihrem wahren Namen niederknien dann verteidige ich nicht die Liebe, sondern nur mich selbst und eine oder mehrere der Dinge, die sie angreifen.
Und dies ist das Gegenteil von dem, wofür ich behauptete zu kämpfen. Ich möchte mir nicht widersprechen und lasse nicht mehr zu, dass das Wort weiterhin missbraucht, herabgesetzt oder belächelt wird.
Es ist Zeit, die Sprache der Liebe mit Stolz zu sprechen und uns gesegnet zu fühlen, dass wir den Wert und die wahre Bedeutung dieses Wortes nicht vergessen haben.
Auf dass sie uns nie fragen muss, „Bin ich die Nächste?“
Eure
Carmela Dentice
P.S. von Béa – mit der Frage: Was bedeutet euch das Wort Liebe? Wann nutzt ihr es? Und wann habt ihr vielleicht Angst, es zu nutzen?
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- 23. Jun 2020
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