Elternsorgen zur Kita-Situation in Deutschland


Viele Eltern plagen sich bei jedem Kind mit einem großen Problem: Einen Platz im Kindergarten ist vielerorts nicht einfach zu bekommen. Im Gegenteil. Die KiTa-Situation in Deutschland ist trotz allen Bemühungen und politischen Versprechen immer noch ein Trauerspiel.

In Deutschland fehlen 300.000 Kita-Plätze – Stand Mai 2017

Zu diesem Thema wies uns eine Leserin neulich auf einen Post von Marcus Brandl hin, der sich viral verbreitet hat. Der Vater schriebt an seinen kleinen Sohn Paul – für später:

„Lieber Paul,
gestern haben Mama und ich uns eine Kita für dich angesehen. Wir und ca. 15 weitere Elternpaare. Eigentlich sollte dies eine einfache Führung durch die Räumlichkeiten werden. Es wurde ein Wettbewerb. Alle Anwesenden gaben sich größte Mühe, der Kitaleiterin ja zu gefallen. Sie prahlten mit ihren Gehältern, ihrer Flexibilität, versprachen, sich auch ehrenamtlich für die Kita zu engagieren. Sie wollten einen Platz für ihr Kind – unbedingt! Zwei der Elternpaare hatten sogar einen Familienlebenslauf dabei. Familienlebenslauf! Herrje, ich wusste noch nicht mal, dass es so etwas gibt. Das Ganze erinnerte mich an unsere damalige Wohnungssuche in Köln. Auch dort kämpften wir mit anderen Pärchen um die beste Wohnung. Auch dort brachte man eine komplette Bewerbungsmappe mit. 100 Bewerber und nur einer konnte der glückliche Gewinner sein. Nur einer hatte die Chance, in der Nähe seiner Arbeitsstelle wohnen zu können und nicht jeden Tag 80 Kilometer pendeln zu müssen…. 

Wir haben den Post geteilt und unglaublich viele Reaktionen bekommen – ihr könnt das hier sehen. Wir haben mit eurer Hilfe versucht, diesem allgemeinen Problem auf den Grund zu gehen und wenigstens zu verstehen, was los ist:

Hier sind die Stimmen der Community zu den Elternsorgen zur Kita-Situation in Deutschland:

1. Problem: Kämpfe zwischen Eltern

Durch die Knappheit der Plätze entsteht ein erbitterter Konkurrenzkampf, der schon an Sinnlosigkeit grenzt: „Es geht nicht nur um wenige Plätze sondern um die ‚mein Kind geht über alles‘ Mentalität. Im Grunde sitzen wir alle in einem Boot und dieser Kampf rund um Kinder (der ja von den Eltern ausgeht) ist so anstrengend wie unsinnig“, so Nat Schrein.

2. Problem: Jeder macht Marketing für seine Kinder und die Familie

Eltern fangen oft an, ihre Kinder anzupreisen, um einen Kita-Platz zu erhalten: „Kinder sind doch keine Trophäe, mit der man angibt. Von der Angeberei der anderen Eltern, mal ganz abgesehen. Kein Kitaplatz ist das wert“, so Andreas Domnitz.

Dem schließt sich auch Sandra Giermann Razman an: „Es ist schlimm, wenn man sich als Elternteil so anbiedern muss, um einen Kita – Platz zu bekommen.“

3. Problem: Großstädte haben größere Schwierigkeiten

Je größer eine Stadt, desto höher ist die Einwohnerzahl und sein Nachwuchs. Damit steigt aber nicht automatisch auch die Anzahl für ausreichende Kindertagesstätten.

Die Community, die in kleineren Städten oder Dörfern lebt, scheint die wenigsten Probleme damit zu haben, einen Kita Platz zu finden. So auch Kathrin Prokosch: „Bei uns auf dem Dorf war das gar kein Problem.“ Genauso reibungslos lief es auch bei Evy Meißner: „Bei meinem Großen war das damals überhaupt kein Problem. Wir haben damals in einer Kleinstadt in Sachsen-Anhalt gewohnt. Ich bin zur Stadt hin und hatte gleich einen Platz.

Die Leiden der Großstädter waren so vielfältig, dass wir sie hier gar nicht alle zitieren können!

4. Problem: Unterschiede privat vs. staatlich

Die Problematik, die wir aus dem Gesundheitssystem kennen, existiert auch der Kita-Situation: „In staatlichen Kindergärten wohl teilweise schon, wenn es sich um beliebte Gebiete größerer Städte handelt. Da habe ich auch schon gehört, wie Eltern „Spenden“ anbieten. Bei uns lief das ganz anders, weil es ein privater Kindergarten ist. Die Anmeldung verlief ein paar Wochen vor dem Start des Kindergartenjahres“, verrät uns Antje Casarez.

Und nun?

Natürlich können alle auch nur an die Politik appellieren, damit der Kurs zur Verbesserung und Veränderung eingeschlagen wird. Aber das Problem ist, bis solche Veränderungen diskutiert, verhandelt und umsetzt werden, ist bei uns zu Hause der süße Dreikäsehoch schon zum pickeligen Teenager mutiert und wir haben andere Themen.

Daher gibt es für hier und jetzt:

Tipps und Tricks der Eltern im Umgang mit der problematischen Kita-Situation gibt es genau zwei: 

1. Tipp: Reservierung ab der ersten Schwangerschaftswoche

Ulrike Schäfer war früh dran:„Ich habe meine Kinder gleich nach der Geburt angemeldet und als sie drei Jahre waren, gleich ein Platz erhalten.“ Mitunter munkelt man in Berlin und München von Anmeldungen bereits in der Schwangerschaft. Ein wenig absurd schon, aber wenn das über haben oder nicht haben entscheiden kann, dann ist eine Anmeldung auch nur eine Anmeldung, oder?

2. Tipp: Hartnäckigkeit – oder richterliche Konsequenzen

Manchmal muss man einfach dran bleiben und ein Nein nicht akzeptieren. Dass man seinen Willen bekommt, sieht Katharina Kern in nur einer Lösung: „Wer so mit sich umgehen lässt hat Schuld daran, dass sich nie etwas ändert. Wir haben gesagt, was uns nicht passt, uns gewehrt und dann eine andere Lösung bekommen.“ – Sie hat durch Hartnäckigkeit den gewünschten Kita-Platz bekommen!

Birgit Ho sieht allerdings nur einen Ausweg als Lösung: „Es hilft wirklich nur eins: Klagen. Laut werden! Sich engagieren und einsetzen. Nur dann wird es Veränderungen geben. Es geht uns geht uns um bessere Rahmenbedingungen. Mehr Personal, mehr Ausstattung, mehr Qualität in der Arbeit.“

3. Tipp: Nettigkeit, Freundlichkeit, Anerkennung des Personals

Dieser Tipp ist von Béa, die selbst beim Aufbau von Kindergärten beteiligt war. Was bei der Schulwahl hilft, ist bei der Kita-Suche auch richtig und gut. Checkt einfach hier den Punkt 6: „Der Auswahl auf die Sprünge verhelfen“

Die Kita-Situation ist und bleibt eine große Elternsorge.

Falls ihr noch weitere Anregungen oder Ideen habt, dann freuen wir uns über Kommentare! 

Liebe Grüße,

Mounia

P.S. Übrigens, was haltet ihr von diesen lustigen Tweets?

Mounia
About me

Ich - 25 Jahre alt, Studentin, Kinderanimateurin, begeisterte Hobbyköchin und abenteuerlustig! Meine absolute Leidenschaft ist das Schreiben und Festhalten von Momenten.

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