Warum ich auch im Streit mit meinen Lieben „Ich liebe dich“ sage
Wir haben hier oft über Streit bzw. Konflikte gesprochen… heute möchte ich euch nur einen kurzen Gedanken mitgeben und euch meine Erfahrungen damit teilen.
Auch im Streit drücke ich Liebe und Zuneigung aus. Ohne Aber. Voll und ganz.
Das mache ich hauptsächlich, weil ich es auch so gewohnt bin, vor allem von meiner Mutter. Ich habe schon mal erzählt, dass ich in einer Familie aufgewachsen bin mit einer expliziten Streitkultur. Die stärkste Maxime war die Anti-Schimpfwort-Regel – also dass direkte Beschimpfungen wie „Blöde Kuh“ oder Schlimmeres einfach in unserer Familie nicht genutzt wurden. Und dass ich nie Äußerungen wie „Du bist dumm!“ erhielt, sondern höchstens „Du hast was Dummes getan!“.
Meine Mutter hat zudem noch zusätzlich mir, auch in einer Situation, in der sie mich „zurechtgestutzt“ hat, auch immer wieder gesagt, wie sehr sie mich liebt. Und schätzt. Und das habe ich ebenfalls für meine Tochter und für alle, die mir am Herzen liegen, übernommen. Ganz im Sinne dessen, was unsere Kolumnistin mindfulsun schon mal geschrieben hat, immer bewußter auch ohne „Aber“ .
Und ich nutze auch im Streit bewußt auch Koseworte – um das zu verstärken:
„Mein Liebling, gerade weil ich dich lieb habe, weiß ich welchen Spaß du wahrscheinlich mit deinen Freunden hattest, als du die Uhr vergessen hast! Und ich kann das gleichzeitig doof finden, dass ich zu Hause auf dich wartete und mir Sorgen gemacht habe. Ich möchte, dass du das nächste Mal die Zeit im Blick behältst und dich kurz bei mir meldest, wenn du dich verspätest!“
„Süßer Schatz, ich möchte nicht in so eine total versiffte Küche reinkommen, wenn ich zurück nach Hause komme. Ich finde deine Backkünste so wunderbar und freue mich mega über den Kuchen! Und kann dich gleichzeitig bitten, bevor du dann mit deinen Freunden weggehst, die Küche aufzuräumen. Für uns!“
Nutzt sich die Liebeserklärung nicht ab, wird sie nicht inflationär? – fragte mich neulich jemand.
Ich bin für mich überzeugt, dass das Gegenteil der Fall ist. Wenn wir selbst in einer eingespannten Situation Liebe-voll (kein Tippfehler, bewußt so geschrieben) bleiben, drückt das unter Umständen sogar noch mehr aus, als nur in Momenten der totalen Harmonie.
Wie ist das aber zu schaffen – wenn der Ärger eigentlich alle Sicherungen durchbrennen lässt?
Natürlich ist es einfach für alle Menschen, die eine solche Streitkultur aus Kindertagen kennen. Das ist „drin“. Aber es geht auch in gelernter Form, glaube und hoffe ich. Von jemanden, der sich mit NLP (Neuro-Linguistisches-Programmieren) auskennt, habe ich einen Trick mitbekommen, den ich einfach finde:
1. Nehmt euch etwas Zeit und Ruhe, um ungestört nachzudenken. So ein wenig Meditationszeit. Oder macht das in einem Gesprächt mit einem sehr vertrauten Menschen, der euch empathisch zuhört.
2. Erinnert euch an schlimme Streitsituationen und vergegenwärtigt euch, was an eurer Haltung, euren Gesten oder euren Ausdrücken ganz typisch ist: Fuchtelt ihr mit den Händen? Fasst ihr euch an den Kopf? Sagt ihr „Verdammt noch mal!“? Versucht herauszufinden, was ihr wirklich mit höchster Wahrscheinlichkeit machen werdet, wenn ihr euch aufregt.
3. Verbindet diese eine Körperhaltung, Geste oder Ausdruck mit dem Vorhaben, Liebe und Wertschätzung auszudrücken. Macht es wenn möglich erstmal im Geiste als Rollenspiel. Erinnert ihr euch an die letzte Streitsituation und überlegt euch, was ihr vielleicht hättet sagen können. Versucht, da kein schlechtes Gewissen aufkommen zu lassen, sondern alles nur als Übungsgelegenheit zu nutzen. Ja, jeder Fehler ist eine Lernchance!
Es kann sein, dass es gleich hilft und klappt beim nächsten Mal. Wenn nicht… probiert es wieder.
Oder kennt ihr andere Tricks, sich neue Kommunikationsgewohnheiten anzueignen? Lasst mich das bitte in den Kommentaren wissen…
Und natürlich, ob und wie euch der Ansatz zusagt: Ist das neu für euch, oder macht ihr das schon immer, mit Liebeserklärungen und Wertschätzung im Streit?
Liebe Grüße,
Béa
- 30. Nov 2019
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