Warum wir auf Formulierungen mit „nie“ und „immer“ besonders achten sollten


„Nie hörst du mir zu!“
„Dein Zimmer ist immer unordentlich!“
„Du kommst immer zu spät!“
„Nie machst du…!“
(hier beliebiges Beispiel vorstellen)

Unsere Kolumnistin mindfulsun hat sich um diese Formulierungen Gedanken gemacht:

Wie oft haben wir solche oder ähnliche Sätze in unserem Leben gehört und selbst ausgesprochen?
Wie oft haben wir darüber nachgedacht, warum wir es tun und wie es bei dem anderen ankommt?

Gerade in der Kommunikation mit Kindern möchte ich dafür werben, auf die Worte „nie“ und „immer“ besonders zu achten.

Dass die Kinder uns NIE zuhören, halte ich für ausgeschlossen. Dass jemand IMMER etwas macht, ist auch fast unmöglich. Wir empfinden das so und sprechen das in dem Moment so aus. Wenn etwas häufig passiert, neigen manche Menschen auch eher zu Pauschalisierungen.
Möchten wir selbst in die Defensive gedrängt werden? „Nie“ und „immer“ sind oft Vorwürfe und lösen bei der anderen Person Widerstand aus. Kinder hören dann auch gerne nicht mehr zu.

Ich empfinde es als sehr wertvoll, darauf zu achten.

Wenn ich „nie“ und „immer“ benutzt habe, habe ich den Menschen nicht mehr als Ganzes gesehen.

Und ich war viel in der Vergangenheit unterwegs. Dabei geht es doch in der Kommunikation um das Hier und Jetzt. Warum ist es denn so wichtig dem Kind zu sagen, wie oft es sein Zimmer nicht aufgeräumt hat. Wir möchten doch lieber, dass es jetzt erledigt wird. „Nie“ und „immer“ benutzen wir oft unbewusst, um der Aussage noch mehr Nachdruck zu verleihen und trotzdem geht es nach hinten los. Das Gegenüber – und besonders Kinder – fühlen sich nicht wohl damit.

Wer „nie“ und „immer“ in der Kommunikation benutzt, denkt nie nach und macht es sich immer einfach! 

Wie fühlt sich dieser Satz beim Lesen an? Nicht gut! Den streichen wir auch, der ist nämlich nur ein Beispiel für das, was ich hier gerne veranschaulichen möchte.

Wer „nie“ und „immer“ in der Kommunikation benutzt, denkt nie nach und macht es sich immer einfach! 

Eigentlich wünschen wir uns in Momenten, in denen wir „immer“ und „nie“ benutzen doch, dass unsere Wünsche erfüllt und wir verstanden werden. Wir möchten mitteilen, was uns verletzt oder verärgert. Warum also dieser verbale Angriff? Oft benutzen wir doch „nie“ und „immer“ auch aus Hilflosigkeit und Frust.

In der Kommunikation geht es um Verbindung, gerade mit unseren Kindern.

Noch so ein mögliches Beispiel:
„Warum musst du immer deine Schwester / deinen Bruder ärgern?“

Ist das wirklich IMMER so? Gibt es keine schönen Momente zwischen den Geschwistern? Das kann ich mir nicht vorstellen, auch hier ist das oft eine Pauschalisierung. Wie fühlt sich das Kind dann? Es fühlt sich verletzt oder geht zum Gegenangriff über.

Und bei so manchem sensiblen Kind bleiben diese „IMMER“ und „NIE“ Sätze auch kleben: Meine Eltern sehen mich so. Bin ich vielleicht so?

Wir alle möchten, dass unsere Kinder selbstbewusst sind, Selbstmitgefühl entwickeln.

Das nächste Mal also, wenn wir zum Beispiel wieder ein: „Du hörst mir nie zu“ auf den Lippen haben: Innehalten, atmen. Sich fragen: Wo liegt hier mein Bedürfnis? Wie kann ich es besser formulieren?

(hier unser Abreißzettel im Download: Abreisszettel_download_immer_und_nie)

Und manchmal geht es nicht nur um die Sprache, sondern auch um Lösungen. Wenn das Kind „gefühlt“ nie zuhört: Wie kann ich eine bessere Verbindung zu meinem Kind schaffen?

„Nie und immer“ sind oft pauschalisierende Bewertungen, entsprungen aus unserem Empfinden. Und oft genug empfinden die Menschen, zu denen wir so etwas sagen als ein Angriff auf ihre Persönlichkeit.

Ich achte mittlerweile sehr darauf. Falls es mir doch rausrutscht: „Es tut mir leid. Eigentlich möchte ich sagen…“

Demnächst möchte ich auch zu „Ich- und Du Botschaften“ schreiben. Gerade diese absoluten „nie“ und „immer“ Aussagen sind oft in Du-Form gewählt. Hier eine kleine Erinnerung an meine Beispiele zu Beginn des Artikels:

„Nie hörst du mir zu!“
„Dein Zimmer ist immer unordentlich!“
„Du kommst immer zu spät!“
„Nie machst du….!“

Das gießt noch zusätzlich Öl ins Feuer. Warum ich jetzt die „Ich-Form“ in jeglicher Kommunikation als viel wertvoller empfinde, dann beim nächsten Mal.

Auch die Worte: „alle“ und „niemand“ gehören oft zu den Pauschalisierungen.

Wann habt ihr das letzte Mal einen Satz mit „nie“ oder „immer“ gesagt oder geschrieben? Möchtet ihr das mit uns teilen?

Es lohnt sich wirklich, in jeglicher Kommunikation darauf zu achten. Auch zu reflektieren: Warum denke ich das? Was bewegt mich in diesem Moment? Was wünsche ich mir?

Denn damit fängt es an, mit uns und in uns selbst.

Denkt daran: „Worte können Fenster sein oder Mauern.“

„Words are windows, or they’re walls,
They sentence us, or set us free.
When I speak and when I hear,
Let the love light shine through me.“
Ruth Bebermeyer

Eure mindfulsun

PS: Auf die Macht und die Auswirkungen meiner Worte zu achten (und auch auf meine Prägungen) ist für mich Teil meiner Selbstfürsorge!

Self Care: Ein wirkungsvoller Kompass zu mehr Selbstfürsorge

Béa Beste
About me

Schulgründerin, Mutter, ewiges Kind. Glaubt, dass Kreativität die wichtigsten Fähigkeit des 21. Jahrhunderts ist und setzt sich für mehr Heiterkeit beim Lernen, Leben und Erziehen ein. Liebt Kochen, reisen und DIY und ist immer stets dabei, irgendeine verrückte Idee auszuprobieren, meist mit Kindern zusammen.

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