Wer kennt den Babyblues? – Bloggerinnen über Wochenbettdepression & Co


Jede Woche frage ich die Blogger und smarten Eltern in der Gruppe Tolla Eltern – Tipps und Tricks eine typische Eltern-Frage. Diesmal entstand die Anregung in der Gruppe – auch auch, wenn diese Blog sich wenig mit Baby-Themen beschäftigt, habe ich gefragt:

Babyblues oder depressive Phasen während eures Mutterdaseins: Kennt ihr? Habt ihr welche gehabt? Was hat geholfen?

Und hier sind Antworten:

Babyblues haben viele erfahren – er kam einfach so… oder wurde ausgelöst durch bestimmte Vorkommnisse bei der Geburt:

Petra Hamacher , die auch die Frage angeregt hat, schriebt: „Ja, ich hatte Baby Blues – sehr lange und sehr unprofessionell behandelt. Meiner Hebamme war es nicht wirklich aufgefallen und meine Ärztin an die ich mich wendete, kam gerade erst von der Uni (Null Erfahrung). Konkret und krass gesagt: Ich habe das Baby als Störfaktor gesehen, welches mir nicht die schöne, heile Welt brachte, die ich mir ausgemalt hatte (ha ha, Babys sind keine Heile Welt). Und auch ich hatte einen Kaiserschnitt nach 25 Stunden Wehen.
Es dauert, so etwas zu realisieren, zu verstehen und zu ändern. Manchmal merke ich es heute noch, das ist aber ein anderes Thema.
Liebe Mamas: Sprecht eure Gefühle offen an, lasst so etwas nicht „schleifen“.
http://www.allerlei-themen.de/

Isabel LotzBabyblues hatte ich bei beiden Kindern. Ich fiel in ein Loch, fühlte mich allein, weinte viel und war verzweifelt. Geholfen hat mir nur die Zeit. Im Krankenhaus war es am Schlimmsten. Zu Hause, mit Hilfe des Mannes, wurde es allmählich besser. Wochenbettdepression wurde zwar nicht diagnostiziert, aber ich war extrem überfordert und fragte mich, ob ich alles richtig mache. Ob ich das schaffe etc. Geholfen haben mir Gespräche mit meiner Hebamme.
http://aroundmylittleworld.blogspot.de/

Gabriele Patzschke: Bei dem ersten von vier Kindern hatte ich einen Kaiserschnitt. Weil ich schnell stillen wollte, habe ich keine Schmerzmittel genommen, obwohl ich ein Wehenmittel bekam und sich die aufgeschnittene Gebärmutter Tag und Nacht zusammenzog… Am dritten Tag drohte mich dann mein Mut zu verlassen – die Tränen flossen in Strömen und ich kam mir vor wie ein Versager: noch nicht einmal eine normale Geburt hatte ich hinbekommen und diese Schmeeerrrzzzeen!!! Mein „Heultag“ – am Abend kam dann mit dem Milcheinschuss die Wende…
www.motherbook.de

Tanja von Tafjora: Bei mir war es sehr ähnlich wie bei Gabriele . Ich wurde irgendwie zu einem Kaiserschnitt gedrängt der dann am Ende eigentlich hätte keiner sein müssen. Eine wunderschöne Schwangerschaft war plötzlich beendet, meinem Löwenjungen und mir hat dieser Geburtsvorgang ziemlich gefehlt. Starker Blutverlust kostete mich 6 Wochen – ich war echt oft an meiner Grenze in dieser Zeit, körperlich wie seelisch, das Baby schrie die ganze Zeit. Ich saß heulend da und dachte „ich bin eine schlechte Mutter“. Erst als er ca 3 Monate alt war, ging es uns beiden besser. Es spielte sich ein, als ich einfach sicherer war.
Tafjora.Blogspot.com

Bella Berlin Ich hatte eine bestimmte Phase der Geburt zu verarbeiten, mit der ich – auch dank mangelnder Hebammen und Kreissäle- nicht klar kam. Das hat mir sehr zu schaffen gemacht. Meine Hebamme ist in epa ausgebildet, emotionaler Prozessarbeit. Das war meine Rettung. Und auch insgesamt hat sie mich immer wieder aus Tiefs und Zweifeln gerettet, die mich sonst sicher in eine Depression gebracht hätten.
http://familieberlin.de

Frida Mercury: Nach der schwierigen ersten Schwangerschaft hatte ich eine harte Zeit mit meinem Baby: nichts klappte so richtig, ich hatte Schmerzen ohne Ende und die Kleine hat viel gebrüllt, ließ sich nicht ablegen. Obendrauf kamen noch blöde Kommentare von der Schwiegerfamilie, die ich natürlich viel zu früh und viel zu oft zu Besuch kommen ließ. Dazu kamen auch noch Grabenkämpfe mit meinem Partner zu allen möglichen Themen und monatelange Streitereien. Ich muss nicht erwähnen dass ich ständig geheult habe…?
www.2kindchaos.com

Dani Wolf Ich hatte es schon vorher aber durch das traumatische Erlebnis, da der Prinz durch einen Keim fast gestorben wäre und dann 16 Wochen Krämpfe hatte, dachte ich, ich mach alles falsch. Geholfen hat eigentlich nur die wachsende Erfahrung, die sachliche Art meines Mannes und mein stetig wachsender Mutterinstinkt und natürlich andere Mütter, die dasselbe erlebten und meine Therapie. Ich glaube heute daran, das ich eine gute Mutter bin und vertraue auf meine innere Stimme , wenn es um die Belange vom Prinzen geht. HTTP://gluckeundso.de

Manche haben den Babyblues geschickt umgangen – meistens weil sie gute Beratung hatten. 

Claudia Winiarski Zum Glück bin ich verschont geblieben. Meine Hebamme hatte nach der ersten, komplizierteren, aber ambulanten Geburt allerdings damit gerechnet, dass es mich trifft. Mein Schutz, vermutlich: Das Wochenbett wörtlich nehmen, also wirklich im Bett bleiben und schlafen, wenn das Kind schläft. Kinderarzt kam für die U2 nach Hause, der erste Besuch durfte erst nach zwei Wochen eintrudeln. So blieben genug Zeit und Ruhe, um mich an das neue Leben zu gewöhnen

Und was beim ersten Kind zutraf, musste beim zweiten gar nicht mehr sein:

Henriette Zwick Ich hatte den klassischen Babyblues beim ersten Kind: Alle Gefühle im Wechsel von Minuten. Aber vor allem Überforderung, Müdigkeit, Hilflosigkeit. Das Stillen klappt nicht recht und ich saß in Tränen aufgelöst da. Ungekämmt, frustriert. Knut der Eisbär starb und ich weinte und weinte. Der Mann war ganz erschrocken, vermied alle „dramatischen“ Nachrichten. Das Ganze dauerte ca. 3 Tage. Meine tolle Hebamme tröstete mich in der Zeit, sprach mir viel Mut zu und meinte immer wieder, dass ich eine wunderbare Mutter bin, egal ob ich stille oder nicht. Von da an wurde es besser. Um Knut tat es mir immer noch leid, aber es war ok. Und ich war froh, dass sich die Hormone einpendelten und der Blues verschwand. Bei Kind Nr. 2 war dafür alles in Butter. Keine Tränen.
www.mesupermom.de

Doch Vorsicht – depressive Phase gibt es auch später, und professionelle Hilfe ist wichtig

JuSu Hubinger Zum Glück habe ich nie eine Wochenbettdepression o.ä. gehabt und dafür bin ich unheimlich dankbar. Daher kann ich explizit dafür keine Tipps geben. Alle, die durch solche Phasen gehen müssen, haben mein vollstes Mitgefühl.
Bei depressiven Phasen mit d
er MS nehme ich mir bewusste, begrenzte Zeiten, in der ich die schlechten Gedanken oder die schlechte Stimmung zulasse. Und danach schüttele ich sie dann wieder bewusst ab. Aber das ist wirklich sehr anstrengend- auch, wenn es gut klappt.
www.mamaschulze.de

Tina Barheine Wenn man merkt, dass die Heultage länger dauern, sollte man das unbedingt ernst nehmen. Ich hatte ein perfektes Baby und war wie betäubt. Was da raus hilft? Nicht denken, dass man selbst Schuld hat an der Situation. Auch der Partner kann evtl. nur bedingt helfen. Keine Scheu vor professioneller Hilfe. Jeder Tag in dieser Lethargie ist verschenkte Exklusivzeit mit dem Baby.
http://tulpentopf.de/

Daniela Gri Ich hatte solche Phasen nicht unmittelbar in der hormongebeutelten Situation nach der Geburt, sondern erst später, als mir bei dem ganzen Mama-Sein die decke auf den Kopf fiel. Nicht nur der Besuch und der Kontakt mit anderen Eltern haben mir dann geholfen, sondern auch zeit für mich zu finden und eine andere Tätigkeit in Form eines TZ-Jobs. So habe ich für mich eine gute Balance gefunden zwischen Familie und meinen Wünschen.
www.welovefamily.at

JesSi Ca Manchmal bin ich mir nicht sicher ob ich jemals aus meinem Babyblues hinausgekommen bin. Seit der Geburt quälen mich immer wieder mal prägnant mal weniger offensichtlich überwältigende Ängste. Emotional war ich schon immer. Bei mir liegt die Vermutung, dass der Babyblues eher durch den schwierigen Stillkampf und die Niederlage mit dem Vorhaben so lange zu stillen wie es geht kam. Seit dem Abstillen quälten mich in vielen Hinsichten Versagens- und Existenzängste (was soll ich für eine Mutter sein, wenn ich es nicht mal auf die Kette bekomme das Kind zu ernähren und so absurde Gedanken rasten durch meinen Kopf). Außerdem scheine ich so unendlich sensibel geworden zu sein (ich denke ich war es schon immer, aber es wird seit dem deutlicher und dadurch härter). Ich weine bei Filmen, Serien, Artikeln, Lieder oder sogar bei einem Werbespott. Das man einen Babyblues auch mit dem Abstillen bekommen kann, dass war mir vorher auch nicht bewusst (aber Hormone die kommen gehen ja auch wieder). Ich weinte nach der Geburt so schlimm, dass ich mein eigenes Baby kaum halten konnte und sie die erste Nacht zu Hause bei Papa auf der Brust verbrachte, ich weinte als würde ich sterben müssen, aus Angst, Überwältigung und Überforderung – weil ich einfach weinte….. heute arbeite ich alles auf – es ist ein langer schwieriger Weg, aber ich gehe ihn….
http://feiersun.de

Am wichtigsten ist es allerdings zu wissen, dass so etwas kommen kann und dass man nicht der einzige Mensch auf Erden ist, der davon betroffen ist. 

Nadine M Helmer Ich bin eigentlich hormonell auch ganz gut weggekommen – meinen Heulkrampf hatte ich erst nach Woche 1. Ich hatte von Samstag (Geburt) bis Mittwoch (erster Tag zuhause) so gut wie nicht geschlafen. Ich hatte zwar ein ziemlich pflegeleichtes Kind, aber auf einmal brach alles auf mich herein. So komisch sich das anhört, mir wurde schlagartig klar, dass ich keine Pause vom Muttersein bekommen werde. Es gibt keinen Ausweg. Ich werde nicht schlafen können und nie wieder frei entscheiden können – jedenfalls für eine geraume Zeit nicht. Für einen Moment hat mir das die Luft genommen. Aber ich habe einen tollen Mann, der mir Mut gemacht und nicht unterstützt hat. Ich habe dicke Heulflecken in sein Hemd geweint und dann gings aufwärts. Auch deswegen, weil ich von vielen anderen Müttern wusste, dass so eine Krise kommen kann, normal ist und ihre Berechtigung hat. Danke, Bloggerinnen!!
www.berliner-kinderzimmer.de

Genau, deswegen ist es gut, mehr darüber zu erzählen!

Also seid so lieb: Bitte teilen!

Danke und liebe Grüße,

Béa

NACHTRAG: Die liebe Petra von Allerleithemenblog hat nun nun eine Interviewreihe zu Babyblues gemacht.  

Béa Beste
About me

Schulgründerin, Mutter, ewiges Kind. Glaubt, dass Kreativität die wichtigsten Fähigkeit des 21. Jahrhunderts ist und setzt sich für mehr Heiterkeit beim Lernen, Leben und Erziehen ein. Liebt Kochen, reisen und DIY und ist immer stets dabei, irgendeine verrückte Idee auszuprobieren, meist mit Kindern zusammen.

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7 Kommentare

Christine / Villa Schaukelpferd
Antworten 5. August 2015

Vielen Dank für diese Sammlung an Beiträgen! Ich finde es so wichtig, dass auf das Thema Wochenbettdepression immer und immer wieder aufmerksam gemacht wird, damit andere betroffene Mütter wissen, dass sie nicht alleine, aber vor allem auch nicht Schuld an der ganzen Sache sind.
Ich selbst litt nach meiner ersten Schwangerschaft monatelang unter einer sehr schweren Form der postpartalen Depressionen, habe meinen Sohn regelrecht gehasst, und berichte auf meinem Mama Blog von dieser schweren Zeit.
Ich kann mich vielen der Bloggerinnnen hier nur anschließen und nicht oft genug betonen, wie wichtig es ist, sich Hilfe zu suchen, wenn man sich nach der Geburt mit sich, dem Kind oder der neuen Situation überfordert fühlt.
Noch einmal Danke für den Beitrag!
Christine

    beabeste
    Antworten 5. August 2015

    Lieben Dank Christine - ich gebe das auch an die anderen weiter! Liebe Grüße, Béa

Stefan
Antworten 20. August 2016

Ich schreibe neuerdings auch einen Blog gegen Depressionen. Die Wochenbettdepression habe ich darin leider noch nicht behandelt, werde mir die hier aufgeführten Beiträge aber durchlesen.

    beabeste
    Antworten 21. August 2016

    Lieben Dank Stefan! Lass mich wissen, wenn du darüber mal schreibst, dann kann ich das verlinken. Liebe Grüße, Béa

    Petra
    Antworten 10. März 2017

    Ich wüsste gern, welchen Blog Stefan führt? :)

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