„Nein bleibt nein!“- wirklich? Nicht gleich in die Konsequenz-Falle tapsen!
Die Diskussion gestern um die Beispiele bei „Klar sprechen mit Kindern“ erinnerte mich an etwas, das mir mit meiner Carina vor allem in der Pubertät viel geholfen hat. Der Tipp kam von der Kinderpsychologin Dr. Barbara Coloroso.
Der Hintergrund:
Eltern reagieren auf Wünsche der Kinder oft zu schnell mit “Ja” oder “Nein”.
Genau darum ging es in der Diskussion um den Beitrag gestern: Was machen wir, wenn wir gemerkt haben, dass wir ein „Nein“ viel zu rigide ausgesprochen haben? Und dann auch noch „klein beigeben würden“, wenn wir nach Wut und Tränen unsere Meinung ändern? Ist das nicht mega inkonsequent? Merkt sich der Nachwuchs dann, dass er einfach nur lange und heftig genug wüten muss, um uns umzustimmen? Blöd, nicht?
Jasmin Jassa Pillgrimm schrieb: << Ein „Nein“ zu revidieren heißt nicht, dass man klein beigibt. Oft heißt es einfach nur, daß man seine alten Denkmuster hinterfragt und zu einem anderen Ergebnis kommt. So wird aus einem achtlos hingeklatschten „Nein“ oft ein „warum eigentlich nicht…“ >>
Trotzdem blöd zu merken, dass wir voreilig waren und wir uns gerade voll in die Konsequenzfalle hinein manövriert haben. Und nicht mehr rauskommen. Und eigentlich das „Nein“ rückgängig machen wollen.
Oder gar ein „Ja“… wenn wir dem Nachwuchs etwas zugesagt haben, mit dem wir uns plötzlich gar nicht mehr wohl fühlen. Ihr wisst gar nicht, wie ich mein freudiges „Ja, mein Schatz, so viele Eiskugeln wie du essen kannst“ in der darauffolgenden Nacht bereut habe, als ich ihr Köpfchen über das Klo halten musste!
Also, hier ist der Tipp:
“Überzeug mich!” ist oft besser als ein schnelles “Ja” oder ein radikales “Nein”
Die Kinderpsychologin empfiehlt: Wir sollten öfter versuchen, wenn der Nachwuchs etwas unbedingt durchsetzen will, zunächst ein Verhandlungsangebot zu machen: “Überzeug mich!”. Da müssen sich Kinder anstrengen, kreativ argumentieren, charmant werden…. Und wir erleben dann ungeahnte Stärken bei unseren Kinder, von denen wir bislang nichts wussten. Und vielleicht auch neue gute Argumente und Perspektiven.
Ich habe das mit Carina ab dem Grundschulalter gemacht und habe nur gute Erfahrungen. Anfangs war das ungewohnt für sie. Aber das Ganze hat sie dazu gebracht, verantwortungsvoll mit ihren Wünschen umzugehen und sich wirklich auch zu überlegen, was sie will.
Gerade in der Pubertät, als sie flügge wurde und die Parties anfingen war das von großem Nutzen: Ich bekam schon vorab auf Zetteln Party-Angaben mit Location, Teilnehmern, genaue Uhrzeit zur „Genehmigung“ überreicht. Meine Sorgen und Ängste, dass sie Nachts allein auf der Straße oder in U-Bahnen sein könnte, hat sie verstanden und dafür gesorgt, dass sie Sicherheitsmaßnahmen trifft. Irgendwann meinte sie: „Ich passe gut auf deine einzige Tochter auf, Mama!“
Fun Fact: Irgendwann schauen sie es sich ab. Und machen es nach.
Dann kommt der Moment, wo ihr einen Vorschlag macht:
Z.B: „Kind, lass uns zu Oma fahren!“
und dann kommt es euch entgegen: „Überzeug mich!“
Tja, alles kann man nicht haben. Und wenn Argumentieren sich eh als Familiensport etabliert hat, macht es auch Spaß, auf der anderen Seite zu sein!
Habt ihr so etwas schon mal ausprobiert?
Liebe Grüße,
Béa
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