Wie ich eine Vereinbarung mit meinem Teenager traf – statt: Ich stelle alleine die Regeln auf
Habt ihr so etwas wie Familienregeln? Und habt ihr das Gefühl, dass wenn ihr in der Pubertät der Kinder angekommen seid, dass es ein Problem mit den Regeln gibt? Dass eurer Teenie sie testweise überschreitet oder gar nicht mehr beachtet? Und wie geht es euch damit?
Unsere Kolumnistin mindfulsun hat etwas anderes ausprobiert:
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Vereinbarung mit meinem Teenager – statt: Ich stelle alleine die Regeln auf
Eltern von Teenagern kennen das vielleicht: Es ist Zeit für neue Regeln! So war das vor einiger Zeit bei meinem 13-jährigen Sohn und mir auch. Mir war klar, wenn es jetzt die neuen Regeln gibt, dann möchte ich ihn mehr einbinden. Das tut uns beiden gut!
Und so wurde aus Regeln eine Vereinbarung.
Vorab: Die konkrete Vereinbarung zwischen meinem Sohn und mir werde ich hier nicht darlegen. Das ist nur zwischen uns. Und ich finde es auch sehr wichtig, das individuell zu gestalten. Wie wir in diesen Prozess gegangen sind, darüber möchte ich hier schreiben. Das ist kein Ratgeber, kein: Das ist für alle richtig – sondern ein Artikel über unsere Erfahrungen. Und natürlich klappt es nicht immer! Hier gibt es Reibereien und Regelverstöße, wie sicher in jedem Teenagerhaushalt. Es ist auch ein Prozess. Eine Vereinbarung eingehen, heißt auch lernen und Fehler machen. Und Teenager rebellieren, auch meiner!
Was uns ganz wichtig war? Wir wollten gemeinsam diese Regeln aufstellen und haben uns dann auf das Wort „Vereinbarung“ geeinigt. Ich möchte, dass mein Kind weiß, seine Stimme zählt und er sagte zu mir: „Mama, wenn ich daran beteiligt bin, fühle ich mich verantwortlicher.“
Und eben darum ging es mir auch. Teenagerzeit ist auch: Unabhängig werden, die Konsequenzen des eigenen Verhaltens sehen und reflektieren, die Verantwortung übernehmen.
Aus diesem Grund habe ich auch schon lange entschieden: Bei uns gibt es keine Bestrafungen, sondern Konsequenzen.
Über diesen, für mich wichtigen Unterschied, schreibe ich in einem anderen Artikel mehr. Teil unserer Vereinbarung ist es auch, dass wir gemeinsam besprechen, wenn etwas schief läuft. Denn ich möchte ihn eben auch unterstützen.
Wir haben uns verabredet, zu einer Zeit, die uns beiden gut passte und dann gemeinsam besprochen und aufgeschrieben, was wichtig ist. Es gab auch eine zweite Runde, damit wir beide Zeit zum Nachdenken hatten.
Natürlich gibt es auch Dinge, die nicht verhandelbar sind und die habe ich ihm genannt. Limits sind unabdingbar, gerade wenn es um Sicherheit geht.
Die Punkte, die verhandelbar waren, über die haben wir gemeinsam entschieden und auch über die Konsequenzen, falls er sich nicht daran hält.
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Beispiel was verhandelbar war: Die Zeit wann er bitte zu Hause zu sein hat, wenn er draußen ist und auch der Zapfenstreich – Bettzeit, in der Schulwoche.
Das heißt jetzt nicht, wir hatten völlig unterschiedliche Vorstellungen! Erstaunlicherweise lagen diese nicht weit voneinander entfernt. Er hat sich eingebunden gefühlt und ernstgenommen. Das ist mir wichtig. Bei der Schlafenszeit bin ich ihm etwas entgegengekommen – Testlauf sozusagen – und es funktioniert hervorragend! Er kennt seinen Körper schon ziemlich gut und kann einschätzen, wie viel Schlaf er benötigt.
Statt strenger Zeitvorgaben gibt es jetzt einen Zeitrahmen für Aufgaben.
„Bis dann und dann ist etwas erledigt“ und nicht: „PUNKT 15 Uhr wird das erledigt“. Den Zeitrahmen haben wir gemeinsam gesteckt und ich habe die Optionen vorgegeben. Vorteil für ihn: Er ist flexibler und fühlt sich nicht festgenagelt. Vorteil für mich: Ich weiß, es wird erledigt. Erspart Frust auf beiden Seiten!
Für mich ist diese Flexibilität auch sehr wichtig, um ihn im Bestreben nach Autonomie zu bestärken. Gerade Teenager haben ein großes Bedürfnis nach Rückzug und Unabhängigkeit. Hier haben wir Pflicht und Kür gut miteinander verknüpft.
Auch in seiner Schule wurde das mittlerweile eingeführt: Freies Lernen.
Unsere Vereinbarung beinhaltet viel: vom Umgang miteinander, von Tätigkeiten im Haushalt über schulische Aspekte und Hausaufgaben, ausgehen und Zeiten am Computer etc.
Die Konsequenzen für das nicht einhalten haben wir zusammen besprochen und auch hier war ich sehr erstaunt, wie kreativ mein Kind ist und wie viel Verantwortungsbewusstsein er hat.
Und er versteht auch sehr genau, was zu seinem eigenen Schutz wichtig ist und sieht es nicht als Gängelei von seiner Mama oder als total unangebracht an. Auch ein Punkt zu Ausgleichsmöglichkeiten und „Wiedergutmachung“ ist enthalten. Es war uns wichtig, dass er ein Fehlverhalten auch ausgleichen kann. Denn Fehler gehören zum Leben dazu, Vereinbarung hin oder her.
Eine gesunde Kommunikation ist für mich entscheidend. Keine langen Vorträge, sondern ein miteinander ins Gespräch kommen.
Unsere Vereinbarung haben wir gemeinsam unterschrieben und jeder von uns hat eine Ausfertigung erhalten.
Wir haben auch beschlossen: Diese Vereinbarung und die einzelnen Punkte sind nicht in Stein gemeißelt. Wir werden von Zeit zu Zeit darüber sprechen und sie anpassen.
Übrigens – auch für mich als Mutter ist diese Vereinbarung sehr wichtig. Denn bei aller Achtsamkeit: Teenager reagieren auch mal über und auch ich bin nicht davor gefeit im ersten Moment vielleicht auch überzureagieren.
Wir haben eine Vereinbarung, auf die ich dann ruhig verweisen kann.
Das waren jetzt unsere Erfahrungen. Und nun bin ich gespannt auf eure!
Wie ist das bei euch und euren Teenagern? Habt ihr auch eine Vereinbarung?
Eure mindfulsun
P.S. von Béa: Das sind die Erfahrungen von mindfulsund und ihrem Sohn. Bitte versucht, diese nicht zu bewerten oder zu entwerten, das tut niemandem gut… Über eure Erfahrungen freuen wir uns!
Jens
13. Mai 2019Mal interessiert nachgefragt:
Wie sehen denn die Konsequenzen aus?
Béa Beste
14. Mai 2019Lieber Jens, wir sind an einem ganzen Beitrag darüber.... Ganz kurz: Für mich sind Konsequenzen etwas, was einfach passiert, ohne dass ich das als Mutter forcieren muss: Wenn du die Gummistiefel bei Regen nicht anziehst, bekommst du eben nasse Füße! Und dann können wir gemeinsam überlegen, wenn das Kind friert und sich beklagt: Bricht die ganz Familie dann die Wanderung ab, weil das Kind vorher sich geweigert hat, die Gummistiefel anzuziehen? Tja... wenn es nur ungemütlich ist, womöglich besser nicht. Was ist aber, wenn das Kind schon eine leichte Erkältung hat, die möglicherweise danach schlimm wird? Wer leidet alles darunter? ... usw. Zum Schluß geht es doch um Kommunikation über Bedürfnisse. Liebe Grüße, Béa
Tanaj
17. Mai 2019Hallo Lieben Bea,
der Artikel ist sehe interessant, da hier bei uns gerade auch das Teenie werden für alle daheim anstrengend und nicht lustig ist.
Ich hoffe es kommen noch mehr Artikel dieser Art.