Sind junge Erwachsene lebensunfähig? 5 Meinungen aus der Community


Wenn es um die Alltagstauglichkeit und Eigenständigkeit von jungen Menschen in Bezug auf die Erziehung geht, spalten sich die Meinungen.Wir haben für euch 5 Meinungen der Community, ob junge Erwachsene lebensunfähig sind.

Eine Mutter wandte sich mit folgender Geschichte neulich an uns:

„Ich bin vor ca. einem Jahr mit meinem neuen Partner und seiner mittlerweile 18- jährigen Tochter zusammen gezogen. Leider haben mein Partner und ich des öfteren Knartsch, da ich finde, dass seine Ex und er in der Erziehung total versagt haben.

Seine Tochter kann weder mit Geld umgehen, noch kochen, bügeln, Wäsche waschen, Kuchen backen, etc. Bei einem heutigen Gespräch mit einer Arbeitskollegin kam nun heraus, dass ihr gleichaltriger Sohn das alles auch nicht konnte.

Nun bin ich total irritiert. Ist es nicht meine Erziehungsaufgabe, meine Kinder auf ein eigenes, selbstständiges Leben vorzubereiten? Oder seh ich das nur so?

Meine eigenen Kids 10 + 9 wären durchaus schon in der Lage sich notfalls selbst zu versorgen! Vielleicht könntest du ja mal eine Umfrage starten?“

Ihr konntet hier im Blog oder bei Facebook eure Kommentare mit uns teilen.

Und hier sind die 5 Meinungen der Community, ob junge Erwachsene lebensunfähig sind:

1. Sie sind sehr wohl lebensfähig!

Tausendschoen spricht hier aus Erfahrung: „Meine Tochter ist ebenfalls 18 und ich denke nicht, das sie ‚lebensunfähig‘ ist. Sie kann auch nicht die Wäsche waschen oder 3 Gänge Menüs kochen (für Nudeln reicht es jedoch). Bügeln musste sie auch noch nicht großartig (wobei ich aber mittlerweile kaum noch Sachen bügele) und mit Geld umgehen? Jung sein ist nun mal auch teuer. Sie kommt klar und weiß was wichtig ist. Hat das was mit Erziehung zu tun? Keine Ahnung…“

Auch Mutterseele hat eine positive Erfahrung mit der Lebensfähigkeit ihrer Kinder. „Oha, das finde ich schon merkwürdig. Meine Kinder sind 11 und 13 und können mit Geld umgehen, kochen, Wäsche waschen, Kuchen backen. Sie können auch einkaufen, Mittagessen kochen, Abendessen machen, ins Bett gehen und von selber wieder rauskommen, um pünktlich in die Schule zu gehen. Nur Bügeln kann hier keiner, weil ich selber nie bügele und wir vergessen haben, wo das Bügeleisen steht ;-)“

2. Es hat nichts mit der Erziehung zu tun!

Antje Casarez hat eine ganz klare Meinung dazu: „Putzen und Kochen können Mädchen und Jungs auch später noch lernen. Daran misst sich für mich keine ‚gute Erziehung‘. Meine Söhne sind 6 und helfen bei diesen Tätigkeiten selbstverständlich mit, trotzdem fühle ich mich dadurch keiner Mutter überlegen, die diese Dinge lieber selber erledigt.“

3. Manchmal wollen Eltern nicht loslassen.

„Ich persönlich finde, dass Eltern nur dann in der Erziehung versagt haben, wenn ihr Kind ein empathieloses Arschloch wird. Wenn sie ihm keine bedingungslose Liebe zukommen lassen und/oder es misshandeln und vernachlässigen. Alles andere ist erlernbar! Natürlich ist Un- Selbständigkeit sehr anstrengend. Und Eltern, die ihre Kinder nicht selbständig handeln lassen, nehmen ihnen auch eigene Erfolgserlebnisse. Dahinter steckt Angst. Sie können nicht loslassen. “, so Eva-Maria Treichel.

4. Jugendliche haben auch viel um die Ohren.

Sabine Reetz merkt einen wichtigen Punkt an. „Es ist schwer, die richtige Balance zwischen Lernen für die Schule, lernen für das Leben und einfach nur Leben zu finden. Meine Töchter ( 14 und 17) können beide einfache Gerichte kochen, backen wissen wie Herd, Micowelle aber auch wie Waschmaschine und Trockner funktionieren. Sie sind beide durchaus überlebensfähig! Weil sie neben der ohnehin schon anstrengenden Schule aber auch noch Hobbies und Freunde haben wird es definitiv kein Einser Abitur geben.“

5. Die Erziehung lässt sich nicht pauschalisieren!

„Es kommt halt drauf an, wie die Kinder aufwachsen und erzogen werden. Wenn sie den Arsch nachgetragen bekommen, keine Aufgaben haben, zu Hause tun und lassen dürfen was sie wollen, von den Eltern selten bis nie ein ‚Nein‘ hören und sämtliche Freiheiten ohne Regeln haben, dann wundern sie sich wenn sie auf der Arbeit auf einmal Anweisungen bekommen denen sie folge leisten müssen. Mal funktioniert es, mal nicht.“, so Kerstin Nieft.

Und das waren die 5 Meinungen der Community, ob junge Erwachsene lebensunfähig sind!

Ich (Mounia) möchte abschließend kurz anmerken, dass ich zwar sehr selbstständig erzogen wurde, aber nach meinem Umzug ins eigene Reich so vieles lernen musste, auf das ich gar nicht vorbereitet wurde. Rechnungen bezahlen, Geld einkalkulieren, Steuererklärungen machen, Termine vereinbaren…Vieles ist eben auch ein „Learning by doing.“ 😉

Ich (Béa) muss gestehen, dass ich sehr großen Wert auf Selbständigkeit bei Carina gelegt habe… ganz besonders fand ich, dass sie Alltagstauglichkeit lernen konnte, wenn wir zusammen bei Freunden und Familie zu Besuch waren. Ich habe stark darauf geachtet, dass sie dort hilft, mit anpackt und somit auch für sich außerhalb des eigenen Zuhause lernt: Klos sauber hinterlassen (Oh. My. Ihr wisst gar nicht in wie vielen Business Kontexten ich bemerke, dass es für viele gerade junge Menschen keine Selbstverständlichkeit ist!), in der Küche helfen, Abräumen, Betten abziehen, etc.

Habt ihr noch weitere Meinungen? Dann teilt sie jederzeit gerne mit uns!

Update: Unsere Darksun hat sich noch dazu über Twitter gemeldet:

In diesem Sinne verlinken wir hier ihren Beitrag über Werte:

Die ICH-ICH-ICH Gesellschaft – welche Werte leben wir unseren Kindern vor?

Liebe Grüße,

Mounia und Béa

Titelbild – Photo by Matheus Ferrero on Unsplash 

Mounia
About me

Ich - 25 Jahre alt, Studentin, Kinderanimateurin, begeisterte Hobbyköchin und abenteuerlustig! Meine absolute Leidenschaft ist das Schreiben und Festhalten von Momenten.

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2 Kommentare

Susanne
Antworten 27. August 2020

Mein Tipp käme hier von meinem Pubertier: Entspann dich... Ich glaube kaum, dass ich all diese Dinge konnte, als ich zu Hause ausgezogen bin. Ich konnte Kuchen backen, weil ich das gerne gemacht habe, aber Kochen eher sehr unter mütterlicher Anleitung. Gebügelt hatte ich meines Wissens vor meinem Auszug noch nie (und habe es danach schnell wieder abgeschafft), Wäsche gewaschen insofern, als meine Mutter die Waschmaschine gefüllt hat und ich sie zu einer bestimmten Zeit einschalten konnte. Ganz ehrlich: Von vielen Leuten klingt es immer so, als seien das alles große Kulturtechniken, die über Jahre eingeübt werden müssen. Aber mal im Ernst: Für das Erlernen der Bedienung der Waschmaschine braucht man im Ernstfall ungefähr 10 Minuten, unfallfreies Zusammenlegen der T-Shirts vielleicht weitere 10 Minuten. Womöglich verfärbt man mal was, dann ist es aber auch egal, ob das mit 12, mit 25 oder mit 38 Jahren passiert. Fürs Kochen/Backen kann man sich eine Weile streng nach Koch- und Backbüchern richten, da kann erstaunlich wenig schief gehen, außer, dass man vielleicht mal mit dem Salzstreuer ausrutscht. Und ich bezweifle, dass "mein Kind kann mit Geld umgehen" am Ende wirklich auf Erziehung zurückzuführen ist. Meine zwei Jungs sind da völligst unterschiedlich, obwohl ja gleich erzogen: Beim Großen wird das Geld offenbar schlecht und muss daher schnell ausgegeben werden, der Jüngere schläft lieber nochmal eine Nacht über der Anschaffung eines Radiergummis. Daher glaube ich, alle, die sagen, sie hätten ihr Kind gut im Umgang mit Geld erzogen, hatten einfach Glück und können dankbar statt stolz sein...

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