Wie können wir tolle Jungs erziehen?


Heute, am 25 November, ist internationaler Tag gegen Gewalt an Frauen und wir fragen uns, wie wir Jungs sensibel und fit für eine gewaltfreie Partnerschaft und einen guten Umgang mit Frauen machen können.

Denn die Zahlen in Sache Gewalt an Frauen sind erschreckend!

Auf der Seite vom Bundesministerium für Familie und Soziales (kurz BMFSJS) gibt es aktuell eine Berechnung und das Ergebnis lässt uns schaudern: 33% der Frauen in Deutschland sind von Gewalt betroffen.

Wir haben kurz für unsere Community auf Facebook eine kleine Berechnung angestellt. Fast 130.000 Follower, davon ca. 80% Frauen. Also folgen uns auf Facebook allein 104.000 Frauen.

Laut Berechnung vom BMFSFJ SIND oder KÖNNTEN 34.667 Frauen von Gewalt betroffen sein!!! Das ist die Dimension eines Stadions in einer kleineren Stadt.

Wir, Béa und Yvonne, sind uns einig, dass ein Großteil des Verhaltens sowohl von Männern als auch von Frauen während der Kindheit innerhalb der Familie geprägt wird. Wir sind uns einige, dass wir mehr stärkere und mutige Mädchen erziehen sollten.

Heute Abend allerdings hier ein paar Punkte, die wir wichtig finden, um wunderbare Jungs zu erziehen – die Männer von morgen – die aber garantiert für alle Geschlechter gut sind:

//1// Nähe, Umarmungen, Liebeszeichen

Uns ist bestimmt allen klar, dass Körperkontakt gut tut. Ja, auch Jungs! Dass das Zusammenleben mit kleinen Rebellen manchmal nicht so lustig ist, darüber müssen wir hier nicht sprechen. Aber immer ist Eins wichtig: sich wieder zu vertragen. Einander in den Arm zu nehmen. Ein liebes Wort zum Einschlafen und auch in den Tag an der Kitatür oder mit Schulranzen auf dem Rücken mitzugeben. Oder wie Béa meint: Umarmungen tun Kindern gut, auch wenn sie störrisch und ungetüm sind. Gerade dann!

//2// über Gefühle sprechen

Einige Kinder sprechen kaum über ihre Gefühle. Andere wiederum oft, viel und ausführlich. Ich (Yvonne) kann und möchte auch nicht sagen, dass Jungs weniger als Mädchen über ihre Gefühle sprechen – ich habe hier zwei ganz unterschiedliche Exemplare zuhause.

Übrigens, wir haben hier auch einen Beitrag über das Thema „auch negative Gefühle zulassen„. Das ist auch für Jungs besonders wichtig. Sprüche wie „Ein Indianer kennt kein Schmerz!“ sollten wir wirklich weg lassen…

Ein Tipp: lasst die Kinder abends beim Zubettgehen den Tag mit einem besonderen Wort beschreiben. Mit zunehmendem Alter könnt ihr die Regel einführen, dass jeden Abend in der Woche keine Wiederholungen genannt werden dürfen. Im Laufe der Zeit werdet ihr sehen, wie gut es dem Kind tut, den Tag mit diesem Wort abschließen zu können.

//3// zuhören

Müssen wir Eltern immer alles kommentieren? Müssen wir ungefragt unsere Meinung auf die Kinder – IMMER – loslassen? Nein, das müssen wir nicht! Oft reicht einfach ein Zuhören. Die Kinder sprechen lassen, ihnen Zeit zu geben, ihre Gedanken in Worte zu fassen. Das benötigt vor allem für Kleinere Zeit, aber die Zeit sollten sich alle Eltern nehmen.

Dass Jungs möglicherweise etwas wortkarger sind als Mädchen, haben wir oft gehört. Das muss nicht die Regel sein. Wir können euch nur ans Herz legen: Schubst kein Kind in eine Schublade, nach dem Motto: „das sind Jungs, die MÜSSEN das mit Fäusten klären!“ oder „Der Junge redet nicht gern!“. Kinder können sich unnötigerweise in eine ihnen zugewiesene Rolle begeben… die vielleicht nur einer Phase der Entwicklung entspricht, aber nicht so bleiben muss. Euer Kind redet nicht gern? Darf es! Aber vielleicht mag es sich anders mitteilen? Durch ein Spiel? Eine körperliche Tätigkeit? Ein Bild? Musik?

Ergo: „Zuhören“ heißt eigentlich richtig „Aufmerksamkeit zukommen lassen“. Wie oft und wie lange hat ein Kind eure uneingeschränkte Aufmerksamkeit?

//4// Zeit miteinander verbringen

Ja – sollten sie. Und gern auch einmal getrennt voneinander. Denn meist sind die Interessen aller Kinder, egal welchen Geschlechtes, sehr verschieden. Exklusivzeit ist wichtig – für Jungen und für Mädchen und für alle sonstigen Geschlechter.

Übrigens, es muss nicht nur 100% mit euch sein. Wann hatten die Pateneltern eigentlich mal einen Tag mit ihrem Patenkind?

//5// Streiten lernen

Wie haben unsere Eltern gestritten? Oder haben sie überhaupt gestritten? Sind Türen geknallt oder wurden Streite durch Ruhe schnell unterbunden? Und was haben wir Kinder – jetzt selbst Eltern – daraus gelernt?

Streiten auf Augenhöhe muss gelernt werden. Auch, dass niemand beleidigt wird! Dass eine Meinungsverschiedenheit nicht gleich in Gewalt ausartet, muss gelernt werden!

Darum ist es wichtig, innerhalb der Familie streiten zu lernen.

Dazu auch der nächste Punkt:

//6// Familienregeln definieren und leben

Und ganz klare Grenzen definiert zu haben, die von keinem Familienmitglied überschritten werden, und das mit guten Gründen.

  • keine Beleidigungen, keine Schimpfworte
  • ausreden lassen, zuhören, alle in der Familie!
  • Gutenachtkuss und Morgen-Verabschiedungskuss – oder wenn kein Kuss gerade gewünscht ist, eine nette Geste als Alternative.
  • gemeinsames Abendessen (außer das Training dauert zu lange)
  • das Wochenende gehört der Familie, dann wird zusammen die Welt gerockt!

Und hier ist es unserer Meinung nach sehr wichtig, dass alle Geschlechter diese auch einhalten. Also nicht: „Weil Papa so viel arbeitet, darf er sich anders benehmen!“ – aber durchaus: „Wenn Papa völlig fertig ist wegen der Arbeit, dann machen wir alle Pizza-Picknick vor dem Fernseher. Ausnahmsweise!“

//7// vermitteln, dass es so viel mehr gibt als „Jungs“ und „Männer“ und „Mann-Frau-Partnerschaften“

Im Titel steht „Jungs“. Aber es gibt so viel mehr Geschlechter und Rollen! Die Pluralität unserer Welt macht sie schön, vielfältig… und lebenswert für alle! Gewalt entsteht auch durch knallhart durchexerzierte patriarchalische Muster, durch Frust, durch Verlust von Identität.

Unseren Kindern steht die Toleranz zu, sich für die Rolle und Lebensweg zu entscheiden, die sie in sich selbst spüren. Sie brauchen das unantastbare Gefühl, dass wir sie lieben – auch wenn sie anderes drauf sind, als irgendeine Erwartung oder Rollenbild im Kopf ihrer Familie!

Liebe Eltern von Jungs und anderen Geschlechtern  – lasst uns zusammen tolle Kerle erziehen, die ihre Partner später auf Augenhöhe respektieren.

Und wenn ihr andere Punkte habt, die dazu zählen, dann lasst uns das wissen, wir erweitern gern den Beitrag!

Alles Liebe,

Béa & Yvonne

Anmerkung der Redaktion: Das Bild ist gestellt!

 

Yvonne Petzke
About me

Berliner Mom of 3 * zert. PersonalTrainer * Laufcoach * Beckenbodenkursleiter (M/W) * * noch mehr Sport-/ BewegungsThemen und Persönliches über mich und mein Leben auch als UltraLäuferin findet ihr auf Instagram unter @yvonnepetzke

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